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Die Kaltblüter aus Brück stehen derzeit an der russisch-estnischen Grenze.

© privat

Pferdetreck von Brandenburg nach Russland: Kaltblüter dürfen nicht zurück in die EU einreisen

Der Treck hat die Stadt Weliki Nowgorod erreicht - die Friedensglocke ist am Ziel. Doch jetzt stecken die 18 Pferde an der russisch-estnischen Grenze fest.

Von Sandra Dassler

„Wir haben es geschafft“, sagt Pfarrer Helmut Kautz aus Brück: „Wir haben nach fast drei Monaten und 2300 Kilometern in neun Planwagen unsere Friedensglocke in Weliki Nowgorod übergeben. Jetzt müssen wir nur noch unsere 18 Pferde zurückholen. Die stehen an der russisch-estnischen Grenze und dürfen nicht in die EU einreisen.“

Selbst in der brandenburgischen Staatskanzlei bemühe man sich um die Tiere, aber die estnischen Grenzer bestünden wohl auf einem speziellen Stempel eines russischen Amtstierarztes. Deshalb sei der Organisator des Trecks und Vorsitzende des Kaltblut Zucht und Sportvereins Brück, Thomas Haseloff, wieder zurück nach Weliki Nowgorod gefahren, berichtete Helmut Kautz am Montag dem Tagesspiegel.

Idee zur Reise vor neun Jahren entstanden

Der Pfarrer war schon dabei, als vor neun Jahren die Idee zu der Reise geboren wurde. Damals hatten sich die Mitglieder des Kaltblut-Vereins schon einmal mit Planwagen und Pferden auf den sogenannten Hellweg gemacht, eine der ältesten West-Ost-Handelsstraßen Europas. Von Brügge in Belgien aus waren sie bis ins heimische Brück gefahren, um daran zu erinnern, dass 850 Jahre zuvor viele Flamen nach Brandenburg, also in den slawischen Osten, umgesiedelt waren. Dort hatten sie neue Siedlungen gegründet – „daher kommt ja auch der Name Fläming“, sagt Kautz: „Aber während der Fahrt stellten wir fest, dass der Hellweg weiter ging – bis in die alte russische Handelsstadt Weliki Nowgorod."

„So kamen wir mit vielen Menschen ins Gespräch, die uns ihre Schicksale und Hoffnungen erzählten.“

Also habe man überlegt, ob man auch dorthin reisen könne – immerhin führte der Weg durch Brandenburg, Berlin, Polen, Kaliningrad, Litauen, Lettland, Estland bis nach Russland. „Es war klar, dass wir fast drei Monate unterwegs sein würden, aber konnte man das den Pferden zumuten?“, sagt Pfarrer Kautz. Den Ausschlag habe eine Stadträtin in Weliki Nowgorod gegeben, die von der Idee begeistert war und sagte: „Die Pferde bringen den Frieden.“ Möglicherweise erinnere dieser Ausspruch daran, dass in Kriegszeiten den Bauern die Pferde für das Militär weggenommen wurden. Kehrten sie zurück, bedeutete das Frieden, vermutet der Brücker Pfarrer.

Bewegt erzählt er von den Erlebnissen während der Tour. „Wir hatten ja eine kleine Glocke für jeden Ort, an dem wir Halt machten“, sagt er: „So kamen wir mit vielen Menschen ins Gespräch, die uns ihre Schicksale und Hoffnungen erzählten.“ Natürlich hätten sie – vor allem in den baltischen Staaten – auch antirussische Ressentiments zu hören bekommen, „aber letztlich ging es da immer um die Politik(er) und nicht um die einfachen Menschen.“

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