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Plagiatsaffären: Bürgermeister von Forst nach Plagiatsverdacht entlastet

Die Technische Universität Berlin hat Jürgen Goldschmidt (FDP), Bürgermeister von Forst (Lausitz), vom Plagiatsverdacht freigesprochen. Er ist erleichtert, doch Plagiatsjäger von VroniPlag Wiki, die den Fall angeprangert hatten, sind empört.

Der Bürgermeister von Forst (Lausitz), der FDP-Politiker Jürgen Goldschmidt, muss seine Dissertation überarbeiten, darf seinen Doktortitel aber behalten. Die Technische Universität Berlin sprach ihn vom Plagiatsverdacht frei, den das Internetforum VroniPlag Wiki seit Juli 2011 erhebt. Angestoßen von Recherchen der Plagiatsjäger hatte unter anderem die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin ihren Titel verloren. Der Promotionsausschuss erkenne Mängel in der Zitierweise, aber keine Täuschungsabsicht, erklärte die TU am Freitag. Die Zitierfehler in der Arbeit über „Management des Stadtumbaus unter Berücksichtigung der städtebaurechtlichen Rahmenbedingungen“ stellten nicht deren wissenschaftliche Qualität in Frage, heißt es. Allerdings erhält Goldschmidt die Auflage, die Arbeit „mit korrekter Zitierweise“ erneut vorzulegen.

Goldschmidt reagierte am Freitag erfreut. „Ich bin erleichtert, dass das Verfahren nach so langer Zeit abgeschlossen ist“, sagte er dem Tagesspiegel. Er ärgere sich über sich selbst, „dass ich mich mit dem Thema Zitierweise nicht im Vorfeld der Arbeit beschäftigt habe“ und sei selbstverständlich bereit, nachzubessern. Auf Empörung stößt der Freispruch dagegen bei VroniPlag Wiki. „Ich bin überrascht, dass die TU sich trotz eindeutiger Textübernahmen nicht dazu durchringen kann, den Titel zu entziehen“, sagt Debora Weber-Wulff, Professorin und Plagiatsexpertin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, die in dem Internetforum unter dem Pseudonym WiseWoman aktiv ist. Nach den Recherchen der Aktivisten enthalte die 450-seitige Arbeit auf fast 32 Prozent der Seiten Plagiate. Unter anderem habe Goldschmidt aus einer Broschüre des Bundesamts für Bauwesen seitenweise abgeschrieben, ohne die Quelle zu nennen, sagt Weber-Wulff. Sie frage sich, ob TU-Studenten sich bei Plagiaten künftig auf diesen Fall berufen könnten.

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