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Platz statt Parkdeck: Große OP am Patienten Ostbahnhof

Das Parkdeck muss weg. Auf diese Kernaussage lässt sich der Entwurf von Landschaftsarchitekt Mario Bobsien reduzieren.

Das zur Straßenfront hin zwei Meter hoch aufragende obere Parkdeck der Tiefgarage vor dem Ostbahnhof widerspricht der Willkommensarchitektur des Eingangsgebäudes mit seinem weit gespannten Vordach. Bobsien sagt: „Die einladende Geste an den Stadtraum wird zurückgewiesen.“ Das Parkdeck zu einem begrünten Platz mit Aufenthaltsqualität umzubauen, würde das Problem auch nicht lösen. „Dann würden die Reisenden präsentiert, wie auf einer großen Bühne, zwei Meter über der Stadt.“

Bobsien schlägt vor, das Parkdeck abzureißen und die Autostellplätze in einem neuen Parkhaus am nordwestlichen Rand des Vorplatzes unterzubringen. Die Tiefgarage vor dem Bahnhofseingang und dem Intercity-Hotel bliebe erhalten und würde mit dem neuen Parkhaus verbunden. So entstünde eine große, weitgehend ebene Fläche, die dem Bahnhofsgebäude den nötigen Distanzraum verschaffte, der seiner Größe und Bedeutung entspräche.

Zum Parkhaus hin würde ein Wäldchen den Blick verstellen. Dieser Hain würde sich auf dem Platz in einzelne Bauminseln auflösen. Für die Bepflanzung schlägt Mario Bobsien Baumarten wie Robinie, Kiefer und Kirsche vor. Querrinnen aus brüniertem Stahl dienten der Entwässerung und nähmen Bezug auf die Gleisanlagen des Bahnhofs. Stufen und flache Rampen wären nur im oberen Platzbereich nötig.

Baumreihen dominieren im Entwurf auch den Stralauer Platz zwischen den Fahrspuren. Anziehungspunkt wäre der mit einer besonderen Pflasterung gekennzeichnete Grundriss der 1949 abgerissenen Ruine der Andreaskirche. Von dort erschließt ein Mittelweg den Grünstreifen. Entlang der Straße bilden niedrige Hecken einen Sicht- und Staubschutz und schaffen einen grünen Innenraum unter schattigen Bäumen. Eine Ausstellung zur Geschichte des Quartiers könnte das Flanieren bereichern.

An den derzeit offenen Flanken des Bahnhofsvorplatzes schlägt Bobsien eine Bebauung vor, die den Rahmen setzt und für die weitere Belebung des Viertels sorgt. Einen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), wie in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung derzeit diskutiert, lehnt der Planer als städtebaulich desintegrierend ab. Auch hinter dem Bahnhof sollte der Block zwischen Erich-Steinfurth-Straße und Lange Straße unbedingt weiter bebaut werden, findet Bobsien.

Um den Vorplatz des Bahnhofs mit der East-Side-Gallery und dem hinter der Mauer liegenden Park zu verbinden, gibt es in dem Entwurf eine optische Lenkung, den „Spreepfad“, der über die Straße und die Stralauer-Platz-Spitze bis zum Mauerdurchbruch an der Gallery reicht. Der Pfad könnte farblich oder durch eine andere Pflasterung vom restlichen Platz abgesetzt werden. Am Ende sollte eine Stele den optischen Fluchtpunkt markieren.

Die vorhandenen Kapazitäten für Taxis und Parkplätze blieben erhalten. Auch die direkte Vorfahrt zum Bahnhof wäre weiter möglich, allerdings schlägt der Planer vor, die Zufahrt nur von der Straße der Pariser Kommune zu ermöglichen und den Bus- und Autoverkehr in einer Richtung an Bahnhof und Intercity-Hotel vorbeizuführen. Die Fahrspuren sollten als „Mischverkehrsfläche“ angelegt werden. Fußgänger, Radfahrer und motorisierter Verkehr wären gleichberechtigt. Ziel seines Konzeptes sei die „Stadtreparatur“, sagt Bobsien. Die durch Krieg und Vernachlässigung zerstörte Struktur des Viertels will er heilen, die Funktionen als Transitraum weiterentwickeln.

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