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Prozess: Angelreisen und Armaturen für korrupten Senatsmanager

Ein Senatsangestellter soll sich nach 25 unbescholtenen Jahren im Dienst einem Bauunternehmer für Gefälligkeiten Aufträge verschafft haben. Vor Gericht zeigte er sich geständig.

Mit einem neuen Waschtisch und diversen Armaturen im privaten Badezimmer des damaligen Senatsangestellten fing es an. Später waren es Reparaturen an der Heizung oder Türen und Fenster für seine Eigentumswohnung, die ihm laut Anklage nicht in Rechnung gestellt wurden. Eine Hand wusch laut Anklage die andere. Gerhard H. soll einem Bauunternehmer für seine Gefälligkeiten jahrelang Aufträge zugeschanzt haben. Vor dem Landgericht zeigte er sich geständig. „Ich habe mich falsch verhalten“, erklärte der 59-Jährige am Mittwoch im Prozess um Korruption.

Es ist ein Verfahren, das sich seit Jahren hinzieht. Bereits im Oktober 2007 war H., zuletzt Projektmanager in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, wegen der Vorwürfe fristlos entlassen worden. Er soll einem 60-jährigen Unternehmer Aufträge im Volumen von insgesamt 770 000 Euro verschafft haben. Als „Dank“ seien kostenlos Handwerker in seinem Haus tätig geworden. Zudem soll ihm ein befreundeter Ingenieur, der die fraglichen Bauvorhaben betreute, zwei Wildnis- und Angelreisen nach Alaska im Wert von insgesamt knapp 8000 Euro finanziert haben. Der 56-Jährige und der Unternehmer sitzen nun mit auf der Anklagebank.

Der frühere Senatsangestellte kann bei einem „von Reue getragenen Geständnis“ mit einer milden Strafe rechnen: Eineinhalb bis zwei Jahre auf Bewährung stellte ihm das Gericht in Aussicht. H. gestand nun im Wesentlichen, einen Schaden will er dem Land aber nicht zugefügt haben. Nur wenn der Zuschlag sachlich vertretbar und sowieso zugunsten der Mitangeklagten ausgefallen wäre, habe er sich für diese stark gemacht. Und das Geld für die Alaska-Reisen sei lediglich ein zinsloses Darlehen gewesen. Die Summen habe er jeweils zeitnah zurückgezahlt.

Warum er sich nach etwa 25 unbescholtenen Jahren im öffentlichen Dienst auf korrupte Touren einließ, sagte H. nicht. Anders als H. sehen die Mitangeklagten die Vorwürfe. „Ich bin der Meinung, dass die Anschuldigungen falsch sind“, sagte der Unternehmer. Der Ingenieur erklärte, er kenne Gerhard H. seit rund 30 Jahren und habe die Reisegelder nur kurzfristig ausgelegt. Der Prozess geht in einer Woche weiter.

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