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Anschlagsserie: Brennende Autos, brennende Fragen

Schon wieder haben Linksextremisten in Berlin Autos angezündet. Diesmal traf es fünf Firmenwagen der Deutschen Bahn. Polizeipräsident Glietsch hat eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt.

Linksextremisten haben in der Nacht zu Freitag fünf Firmenwagen der Deutschen Bahn AG in Prenzlauer Berg und Friedrichshain angezündet. Gegen 2 Uhr wurden auf einem Parkplatz in der Greifenhagener Straße vier brennende Wagen entdeckt, zwei wurden zerstört, zwei beschädigt. Ein Passant benachrichtigte die Feuerwehr. 20 Minuten später brannte in der Ebertystraße ein Renault der Deutschen Bahn. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Anschlägen um linksextremistisch motivierte Taten handelt. Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz ermittelt.

Nach Angaben der Polizei wurden mittlerweile 91 Wagen angezündet. Dabei wurden deutlich mehr als 100 Autos zerstört, eine genaue Zahl konnte die Polizei nicht nennen. Gestern Mittag setzte Polizeipräsident Dieter Glietsch eine Belohnung von 3000 Euro aus für Hinweise, die zur Festnahme der Brandstifter führen.

Die CDU warf Glietsch und Innensenator Ehrhart Körting (SPD) gestern Untätigkeit vor. Der innenpolitische Sprecher der CDU, Frank Henkel, kündigte gestern an, dass sich der Innenausschuss des Abgeordnetenhauses mit dem Thema beschäftigen werde. „Mit Schweigen wird Körting das Problem nicht aus der Welt schaffen“, sagte Henkel. Er forderte die Polizei auf, eine Sonderkommission einzurichten.

Begonnen hatte die Anschlagsserie im Frühjahr vor dem G-8-Gipfel in Heiligendamm. Die Hoffnung der Polizei, dass es nach dem Gipfel auch keine dieser Anschläge mehr geben werde, hat sich nicht erfüllt. Weiterhin brennen jede Woche Fahrzeuge, zuletzt fast ausschließlich Fahrzeuge von Konzernen wie Siemens, Vattenfall und der Bahn. Die Bahn wird vor allem für die Castortransporte verantwortlich gemacht. Die Polizei schließt verärgerte Fahrgäste als Täter aus. Schon wegen der benutzten Zündvorrichtung vermuten die Ermittler einen linksextremistischen Hintergrund. Die meisten Taten geschahen in Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg, was nach Angaben der Polizei auf die Wohnorte der Täter Rückschlüsse zulasse. Die Polizei bittet Anwohner, bei verdächtigen Beobachtungen sofort die Behörden unter 110 zu alarmieren. Hinweise zu den Tätern, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, nimmt die Polizei unter Telefon 4664 952121 entgegen.

Anders als die terroristisch motivierten Brandstiftungen sind die Umweltschützer, die Luft aus PS–starken Autos lassen, in den vergangenen zwei Wochen nicht mehr aktiv geworden. Bislang wurden nach Polizeiangaben Ventile an 208 Autos aufgedreht.

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