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Urteil: Ehefrau getötet: 12 Jahre Haft

Ein 35-jähriger Vater hatte die Leiche seiner Ehefrau in Spree versenkt. Vor Gericht sprach er von Beleidigungen, die ihn in seiner Ehre gekränkt hätten. Wegen Totschlags wurde er zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Wenn ihm seine Frau im Streit verbal überlegen war, hatte Fahrettin M. nicht nur einmal die Hand gehoben und Diskussionen durch Schläge beendet. Gülsen M., vierfache Mutter, erduldete das jahrelang. An einem Nachmittag im letzten Juni aber griff ihr Mann zum Messer. 15 Mal stach er auf seine Frau ein und versenkte die Leiche in der Spree. Vor Gericht sprach er von Beleidigungen, die ihn in seiner Ehre gekränkt hätten. Er sei nicht mehr Herr seines Handelns gewesen. Eine Affekttat aber sahen die Richter nicht. Wegen Totschlags wurde M. zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Wieder gab es strenge Sicherheitsvorkehrungen, als am Freitag der letzte Prozesstag begann. Racheaktionen im Saal wurden nicht ausgeschlossen. Als die Anwältin von M. maximal siebeneinhalb Jahre Haft verlangte, fiel es einigen Angehörigen der getöteten Deutsch-Türkin sichtlich schwer, Ruhe zu bewahren. Der Richter wollte im Urteil auch ein wenig vermitteln – im Interesse der Kinder: „Sie sind die Hauptleidtragenden, sie haben nicht nur ihre Mutter verloren.“ Es bleibe zu hoffen, „dass es den Angehörigen gelingt, einen sachlichen Umgang zu finden.“ Die Kinder leben jetzt bei den Eltern ihrer Mutter.

Der 35-jährige M. hörte das Urteil regungslos an. Über seine Verteidigerinnen hatte er gestanden, sich aber auf eine „Ausnahmesituation“ und extremen Drogenkonsum berufen. Gülsen M. habe ihrem Mann vorgeworfen, ein Versager zu sein, der die Familie nicht ernähren könne. Damit habe sie dem türkischstämmigen Mann die „Legitimation als Familienoberhaupt“ entzogen, sagte seine Anwältin. Doch bis zum Prozessende blieben viele Fragen offen. Das Gericht glaubte nicht alles, was die Verteidigung für ihn erklärt hatte. Was die schreckliche Tat auslöste, sei offen geblieben – vielleicht ging es um Geld, vielleicht um die Rolle von M. als Mann, vielleicht aber auch um Eifersucht, hieß es im Urteil.

Die drei Söhne im Alter von sieben bis neun Jahren spielten im Hof, die acht Monate alte Tochter war im Zimmer nebenan, als es in der Wohnung im Märkischen Viertel zum heftigen Streit kam. Fahrettin M., ein arbeitsloser Mechaniker, sollte seiner Frau wohl bei einem Schrank helfen, den sie abholen wollte. Seine Wut steigerte sich. Gülsen M. hatte keine Chance. Sie starb im Kinderzimmer. Nach der Tat brachte Fahrettin M. die Kinder zu seiner Schwester und vertuschte die Spuren. Die Leiche der 28-jährigen Frau wurde erst zwei Monate später in einen blauen Plastiksack gehüllt in der Spree entdeckt. Kerstin Gehrke

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