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Polizei & Justiz: Haftzuschlag nach Flucht aus Gericht Prozess unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen

Wenn es um Martin R. geht, dann sind die Sicherheitsvorkehrungen scharf.

Wenn es um Martin R. geht, dann sind die Sicherheitsvorkehrungen scharf. Hinter Panzerglas, an den Füßen gefesselt und bewacht von etlichen Wachtmeistern und Polizisten musste er sich rund zwei Jahre nach seiner spektakulären Flucht aus dem Kriminalgericht gestern für den Angriff auf seinen damaligen Bewacher verantworten. „Es war ein Akt der totalen Verzweiflung“, sagte Martin R., der bereits wegen Betruges zu acht Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden ist. Monatelange Einzelhaft, die ständige Bewachung und scharfe Kontrollen hätten bei ihm zu einem „übermächtigen Leidensdruck“ geführt, den er durch Flucht beenden wollte. Es geschah am 5. September 2006, dem 50. Tag im damaligen Prozess um eine Serie von Betrügereien mit Millionenschaden. „Ich wollte ihn zur Pause bringen“, sagte der 49-jährige Wachtmeister. „Da griff er plötzlich von hinten an.“

Im Keller drohte der 46-jährige Häftling seinem Bewacher: „Bleib ruhig, sonst passiert was.“ Der Wachtmeister wehrte sich, doch Martin R. gewann die Oberhand, drohte nach Angaben des Opfers zudem mit einem spitzen Gegenstand. Mit Textilstreifen, die er trotz massiver Durchsuchungen in das Gebäude geschmuggelt hatte, fesselte und knebelte er seinen Bewacher, floh mit dessen Schlüsseln aus dem Saal und spazierte wie ein ganz normaler Besucher aus dem Gebäude. Es dauerte etwa 40 Minuten, bis eine Wachtmeisterin den Kollegen zufällig fand. Der Fall sorgte für heftige Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen.

Martin R. entschuldigte sich bei dem Wachtmeister, der etwa ein halbes Jahr aufgrund von Schlafstörungen und Angstzuständen nicht dienstfähig war. Die Richter entsprachen schließlich dem Antrag des Staatsanwalts und verurteilten R. wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu dreieinhalb Jahren Gefängnis. K. G.

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