zum Hauptinhalt

Prozess: Rechte Gewalttat: Zeugen belasten Angeklagen schwer

Im Prozess um die brutale Misshandlung eines Linken in Friedrichshain zeichnet sich ab, dass zumindest ein Täter sein Opfer grausam töten wollte.

Von Frank Jansen

Die Sprüche künden von kaum fassbarer Brutalität. Nach der beinahe tödlichen Misshandlung des jungen Linken Jonas K. durch mutmaßliche Rechtsextremisten am 12. Juli 2009 in Friedrichshain beschrieb der Hauptbeschuldigte noch am Tatort und im Beisein der Polizei, wie er dem Opfer einen Bordsteinkick versetzen wollte. „Dieser Typ hätte richtig auf dem Bordstein liegen müssen und dann wumm“, zitierte am Donnerstag ein Bundespolizist den Angeklagten Oliver K., der sich mit drei Kumpanen vor dem Landgericht verantworten muss. Oliver K. habe außerdem mit den Händen gezeigt, „wie er den Kopf hinlegen wollte, dann holte er mit einem Bein aus und trat in die Luft“, sagte der Beamte. Die Äußerungen hätten ihm und seinen Kollegen am Tatort die Augen geöffnet, damit sei die „Grundeinstellung“ von Oliver K. klar gewesen.

Oliver K. wurde kurz darauf mit seinen Kumpanen festgenommen, die Staatsanwaltschaft wertet die Gewalttat als versuchten Mord. Bereits am Dienstag hatte ein Bundespolizist berichtet, er habe gesehen, wie Oliver K. dem reglosen Linken Jonas K. einen Stampfkick auf den Kopf versetzt hatte. Nach der Aussage des weiteren Beamten zeichnet sich nun ab, dass Oliver K. das Opfer ähnlich grausam töten wollte, wie es Rechtsextremisten mit dem Schüler Marinus Schöberl im brandenburgischen Potzlow gemacht hatten. In Potzlow zwangen die Täter das Opfer, in die Kante eines Schweinetrogs zu beißen, dann sprang ein Rechtsextremist auf Schöberls Kopf.

In Friedrichshain hatte Jonas K. durch massive Tritte von Oliver K. und vermutlich weiterer Angeklagter schwere Kopfverletzungen erlitten. Allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen das Opfer und weitere Linke – wegen des Verdachts, sie hätten mit einem Angriff auf die mutmaßlichen Rechten die Randale begonnen. Ein Linker verweigerte am Donnerstag die Aussage als Zeuge, doch seine Angaben gegenüber der Polizei verlas ein Richter. Demnach hatte eine Gruppe Linker in der Tatnacht gesehen, dass einer der vier mutmaßlichen Rechtsextremisten eine Thor- Steinar-Jacke trug. Ein Linker soll gesagt haben, „guck’ mal, Thor Steinar, auf die Fresse hauen“. Bislang hat im Prozess kein Linker geäußert, wie der Krawall begann.

Da fast alle Zeugen gehört sind, plant die Kammer für Dienstag den Beginn der Plädoyers. Frank Jansen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false