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Spandau: Bombe rollt von Baggerschaufel

Die Bewohner im Spandauer Ortsteil Hakenfelde sind offenbar nur knapp einer Katastrophe entkommen: Bei Bauarbeiten ist einem Bagger eine 50-Kilogramm-Weltkriegsbombe von der Schaufel gerollt. Neben der Fundstelle befinden sich eine Kita und ein Seniorenheim.

Offenbar nur knapp sind die Bewohner im Spandauer Ortsteil Hakenfelde einer Katastrophe entkommen: Bei Bauarbeiten ist einem Bagger am Montag eine 50-Kilogramm-Weltkriegsbombe von der Schaufel gerollt. Glücklicherweise detonierte die deutsche Bombe mit russischem Zünder nicht. In der Nähe des Fundortes in der Havelschanze befinden sich ein Seniorenheim, eine Kita und fünf Hochhäuser. Komplett geräumt werden mussten die Gebäude nicht. Die Polizei sperrte gegen 13.30 Uhr das Gebiet im Umkreis von 250 Metern. Mit der Entschärfung wurde um 17 Uhr begonnen; eine halbe Stunde später war sie beendet.

Mit Lautsprecherdurchsagen hatten die Polizisten die Bewohner der fünf Hochhäuser aufgefordert, sich auf die gegenüberliegenden Seiten ihrer Wohnungen zu begeben – also weg vom Fundort der Bombe. Die Kita-Betreuerinnen riefen die Eltern an und baten sie, die Kleinen früher als gewohnt abzuholen. Schwieriger wurde für die Beamten die Arbeit im Seniorenheim: Das Seniorenzentrum „Haus Havelblick“ hat 550 Bewohner. Aus Sicherheitsgründen wurden 68 der Wohnungen im Südflügel geräumt: Die Rentner wurden gebeten, auf die andere Seite des Gebäudes zu wechseln. Diejenigen, die in der Tagespflege untergebracht sind, wurden in den Festsaal gebracht, hieß es bei der Polizei.

Wie der zuständige Sprengmeister Matthias Rabe, 44, sagte, steckten in der Bombe rund 30 Kilogramm Sprengstoff. Offenbar war das Kampfmittel aus deutscher Produktion während des Zweiten Weltkrieges von den Russen erbeutet worden – anschließend versahen sie es mit einem „allseits wirkenden russischen Aufschlagzünder“, sagte Rabe. Dass die Bombe ausgerechnet hier abgeworfen worden war, hat offenbar damit zu tun, dass sich nur circa 300 Meter Luftlinie von dem Fundort das ehemalige Luftfahrtgerätewerk der Nazis befand. Die Experten vermuten, dass es berlinweit noch rund 3000 Blindgänger gibt.

Die Kampfmittelexperten der Polizei versuchten, den Zünder vorsichtig herauszudrehen und die Bombe so unschädlich zu machen. Doch das Problem sei, „dass der Zünder sehr verrostet ist“, sagte Rabe. Er wurde zunächst mit einem Entrostungsmittel besprüht. Derzeit wird das Seniorenheim erweitert – wegen des neuen Anbaus finden dort derzeit die Bauarbeiten statt. Erst kürzlich gab es zwei Großeinsätze für die Sprengmittelexperten: Am 24. April wurde auf der Museumsinsel in Mitte eine 100-Kilo-Fliegerbombe entdeckt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel musste wegen der Sperrungen ihre Privatwohnung verlassen. Der Fund legte vom späten Nachmittag bis zur Entschärfung in der Nacht das Leben rund um die Museumsinsel lahm. Genau zwei Wochen später, am 8. Mai, folgte der nächste Großeinsatz: Eine 100-Kilo-Weltkriegsbombe war im Südosten Berlins gefunden worden. 1000 Menschen mussten in Bohnsdorf spätabends ihre Häuser verlassen . Auch hier hatten Bauarbeiter den Blindgänger entdeckt.

Die rund 1000 Anwohner hatten nur Zeit, das Nötigste zu packen, und wurden vorübergehend in einer Schule oder bei Freunden untergebracht. Rainer W. During/Tanja Buntrock

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