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Immer wieder werden in Oranienburg Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Aber auch südlich von Berlin, so wie hier in einem Waldstück bei Geltow.

© dpa

Update

Weltkriegs-Blindgänger: 250-Kilo-Bombe in Oranienburg gesprengt

In Oranienburg haben Sprengstoffexperten eine Weltkriegsbombe unschädlich gemacht. Rund 12.000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen - gegen 13 Uhr gab es einen dumpfen Knall.

In Oranienburg ist am Mittwochmittag ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt worden. Um 12.58 Uhr gibt es einen kurzen, dumpfen Knall. Eine Fontäne ist nicht zu sehen. Laut Oranienburgs Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke "sieht es gut aus" an der Sprengstelle. Es sei einiges an Erde bis in die nächste Straße geflogen. "Die Feuerwehr guckt jetzt, ob Schäden entstanden sind."

Die 250-Kilo-Bombe war bereits im August entdeckt worden. Am Dienstag wurde bereits klar, dass der Zünder so verrottet ist, dass die Bombe gesprengt werden muss. Im Umkreis der Fundstelle "Am Lindenring" waren deshalb die Straßen gesperrt. Im Radius von 100 Metern war die Gefahrenzone evakuiert, 230 Anwohner mussten hier ihren Wohnungen verlassen. Ab 8 Uhr galt der Sperrkreis von 1000 Metern. Die gesamte Innenstadt Oranienburgs wurde durch den Sperrkreis lahmgelegt (siehe Bild). Die Geschäfte blieben geschlossen, bis die amerikanische 5-Zentner-Bombe (250 Kilo) gesprengt ist. Rund 12.000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, sie konnten sich in Gaststätten und einer Einrichtung der Caritas aufhalten, die von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt werden.

Die Einsatzkräfte gingen von Haus zu Haus und kontrollierten, ob sich niemand mehr in den Häusern befindet. Von Polizei und Feuerwehr waren 150 Einsatzkräfte im Dienst, dazu kam ein privater Security-Dienst, der den Sperrkreis absichert.

Die Bombe wurde später gesprengt als geplant

Eigentlich sollte der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg gegen 11.30 Uhr die Bombe sprengen. Doch da die Krankentransporte noch nicht abgeschlossen waren, kam es zu einer Verzögerung. Es ist die dritte Bombe, die dieses Jahr in Oranienburg gefunden wurde. Freuen konnten sich darüber nur die Schüler der fünf Schulen im Sperrkreis, sie hatten am Mittwoch schulfrei. Betroffen waren auch zwei Altenheime. Hier gab es "etwa eine handvoll" Bewohner, die nicht mehr transportfähig seien, darum im Heim bleiben mussten, sagt Björn Lüttmann, Referent des Bürgermeisters.

Seit 1990 wurden 176 Weltkriegsbomben in Oranienburg entdeckt und beseitigt. Allein die Suche nach ihnen kostet die Stadt Oranienburg und das Land Brandenburg zusammen jährlich rund fünf Millionen Euro.

Auch diese Bombe, die laut Lüttmann "etwa 15 bis 20 Meter" zur nächsten Hauswand entfernt lag, wurde durch die systematische Suche gefunden. 43 Menschen leben in den beiden angrenzenden Häusern.

Wegen einer Bombensprengung wird am Mittwoch ein Sperrkreis von einem Kilometer um die Innenstadt Oranienburgs errichtet.
Wegen einer Bombensprengung wird am Mittwoch ein Sperrkreis von einem Kilometer um die Innenstadt Oranienburgs errichtet.

© Stadtverwaltung Oranienburg

Für die Evakuierten gab es fünf Anlaufstellen

Eine der fünf Anlaufstellen für Bürger, die aus ihren Wohnungen im Sperrkreis mussten, ist die Gaststätte "Zum Lindenwirt". Hier harrten auch die Freundinnen Renate Beyer, 73 (Foto links), und Herta Zigawe, 76 (rechts) aus. "Ich wohne in Bahnhofsnähe und muss bei jeder Bombe, die sie finden, aus meiner Wohnung raus", erzählte Zigawe. "Man ist das schon gewohnt." Auch die Haustiere müssen mitgenommen werden, sagt Renate Beyer. "Sonst muss man Strafe zahlen." Seit 8 Uhr früh warteten sie in der Gaststätte auf die Entwarnung. "Hier ist es warm und trocken", sagt Beyer - und ihr Hund hat auch ein Wassernapf bekommen.

Marina Jurschewitsch hatte gar nicht mitbekommen, dass eine Bombe gesprengt werden sollte und sie aus ihrer Wohnung raus musste. "Die Polizei hat bei mir geklingelt und mich geweckt", sagte die 31-jährige Studentin. "Als ich raus gegangen bin, war die Stadt komplett leer, es sieht aus, wie im Krieg."

Warten bis es Entwarnung gibt: Die Freundinnen Renate Beyer, 73 (Foto links) und Herta Zigawe 76 (rechts) haben es sich samt Hund in einer Gaststätte gemütlich gemacht.
Warten bis es Entwarnung gibt: Die Freundinnen Renate Beyer, 73 (Foto links) und Herta Zigawe 76 (rechts) haben es sich samt Hund in einer Gaststätte gemütlich gemacht.

© Veronique Rüssau

Irmgard und Walter Rosenberg wohnen im Lindenring Nr. 3, direkt neben der gefundenen Bombe. "Ich habe die Bombe immer gegossen", sagt die 79-jährige Irmgard Rosenberg. Ihre Blumenbeete lagen direkt neben der Fundstelle. Als sie erfuhr, dass sieben Meter neben ihrer Wohnung ein Blindgänger liegt, "habe ich einen ganz schönen Schreck gekriegt". Seit Montag ist das Ehepaar im Hotel untergekommen. "Hitler begleitet mich wohl mein Leben lang, jetzt grüßt er noch mit einer Bombe", sagt der 83-jährige Walter Rosenberg. Sie haben Angst, dass ihre Wohnung am Nachmittag nicht mehr steht. Auch Heike Holz, 51, wohnt im Lindenring, musste erst am Dienstag evakuiert werden. Ihre Wohnung liegt rund 60 Meter von der Bombe entfernt. "Ich wüsste gern, ob ich Weihnachten zuhause feiern kann", sagt sie. Sie ist wütend, dass die Bombe erst jetzt gesprengt wird. Seit August sei bekannt, dass im Lindenring etwas liegt, doch erst jetzt, wo es kalt ist und Weihnachten vor der Tür steht, werde gehandelt.

Auch der Bahnverkehr ist von der Sperrung betroffen: Die S-Bahnlinie S 1 begann und endete seit 7.45 Uhr in Birkenwerder, ein Schienenersatzverkehr mit Bussen sollte an allen S-Bahnhöfen halten. Die Bahnlinien RE 5, RB 12 und RB 20 wurden unterbrochen und ebenfalls durch Busse ersetzt. Da ab 7.45 Uhr keine Züge mehr in Oranienburg hielten, war der Bahnhof bereits zur frühen Stunde voller Pendler Richtung Berlin.

Informationen zu den Anlaufstellen der Stadtverwaltung

Bürgertelefon der Stadtverwaltung: 03301 600 900

Veronique Rüssau

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