zum Hauptinhalt
Wer Giftköder auslegt macht sich der versuchten Tierquälerei und eventuell der "Sachbeschädigung" schuldig.

© dpa

Polizei und Tierschützer warnen: Experte sieht Gefahr für Kinder durch vergiftete Hundeköder

Immer wieder werden in verschiedenen Stadtteilen gefährlich präparierte Köder gefunden. Nicht nur Hundebesitzer sollten wachsam sein.

Rasierklingen oder Angelhaken in Hackfleischbällchen, Rattengift in Keksen und Wurststückchen: Klaus Lüdcke, der Tierschutzbeauftragte des Senats, kennt eine ganze Reihe von „widerlichen Methoden, mit denen Hundefeinde Köder präparieren, um die Tiere umzubringen.“ Wie berichtet, hat Lüdcke vor solchen Lockmitteln gewarnt, die in Grünanlagen von Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain- Kreuzberg, Zehlendorf und Marzahn sowie im Grunewald oder auf dem Tempelhofer Feld ausgelegt und teils gefressen wurden. Erbrechen, Krämpfe, Durchfall waren bei den Tieren die Folge, Todesfälle sind bislang nur wenige bekannt. Am Freitag hat der Veterinärmediziner und Tierschutzexperte seine Warnung eindringlich wiederholt – diesmal als Appell an Eltern von Kleinkindern. „Auch für Kinder, die sie in den Mund nehmen, können die Köder hochgefährlich sein,“ sagt er.

Wer entsprechende Köder entdeckt, sollte dies umgehend dem Ordnungsamt seines Bezirkes mitteilen, raten die Veterinärmediziner. So könne man gezielt Eltern und Hundebesitzer warnen. Unterdessen greifen Tierfreunde auch schon zur Selbsthilfe: „Passt auf Eure Hunde auf!“ verkünden beispielsweise selbst gemalte Schilder an Bäumen im Friedrichshain. Darunter steht die Telefonnummer 19240 des 24-Stunden-Giftnotrufes.

Auch auf Internetseiten der Szene, beispielsweise unter www.hundeinfoportal.de, werden Fundorte aufgeführt – verbunden mit Tipps, wie man seinen Hund am besten vor Ködern schützt. So könne man ihm beibringen, nicht einfach alles, was am Boden gut riecht, gleich aufzufressen,“ heißt es. Hundetrainer wie Lars Thiemann von der „Hundeschule Berlin“ sind aber skeptisch. „Einem gut mit Leberwurst eingeschmierten, präparierten Keks kann selbst der bravste Hund nicht widerstehen“, sagt er. Auch in seinem Kundenkreis hätten schon Tiere unter Ködern gelitten, die sie gierig verschlungen haben.

Wer giftige Köder auslegt, verstößt gegen das Tierschutzgesetz, erklärt der Tierschutzverein für Berlin. Außerdem machten sich die Täter wegen Sachbeschädigung schuldig, denn Hunde oder Katzen gelten amtlich als „Sacheigentum“. Bei Berlins Polizei sind allerdings bislang keine Anzeigen gegen unbekannt eingegangen. Man habe aber Kenntnis von entsprechenden Fällen, teilt die Polizeipressestelle mit. Ohnehin seien die ausgelegten Hundeköder ein bundesweites Problem. So verendeten in den vergangenen Jahren auch in Leipzig, Essen und München etliche Tiere an präparierten Lockmitteln.

Das Rattengift, das die Bezirke häufig an Bachläufen oder in Grünanlagen auslegen, ist dagegen nach Angaben des Tierschutzbeauftragten Klaus Lüdcke für Hunde zumindest nicht tödlich. Zur Sicherheit würden diesen Ködern Duftstoffe beigemischt, die Hunde abschrecken – aber Ratten locken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false