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© Thilo Rückeis

Polizei unterstützt Forderung: Rocker-Clubs haben Angst vor einem Verbot

Polizeiverbände unterstützen Forderung der Politik nach einem Verbot von Rocker-Clubs. Die Bandidos gründen derweil neue Gruppen.

Ein erschossener Elitepolizist bei Koblenz, ein Brandanschlag auf ein Vereinsheim in Berlin, bewaffnete Motorrad-Patrouillen bundesweit – allein in dieser Woche sind Hunderte Beamte gegen das Rockermilieu ausgerückt. Nachdem am Mittwoch ein Beamter eines Spezialeinsatzkommandos von einem mutmaßlichen Hells Angel erschossen worden war, fordern Polizeiverbände und Politiker ein Verbot militanter Rockergruppen. Dafür plädieren vor allem der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), die Gewerkschaft der Polizei sowie Berlins Innensenator Ehrhart Körting und sein rheinland-pfälzischer Amtskollege Karl- Peter Bruch (beide SPD). Die Polizeigewerkschaft DPolG warnt hingegen davor, Rocker könnten in der Illegalität ohne Kontrolle weitermachen.

BDK-Vize Bernd Carstensen sagte dem Tagesspiegel, es sei davon auszugehen, dass große Rockerclubs inzwischen scharfe Waffen gebunkert hätten. Bei Razzien in Schleswig-Holstein – Carstensen ist Kriminalist in Kiel – habe die Polizei kürzlich bei einem Hells-Angels-Mitglied ein Waffenarsenal entdeckt. Da die Beweisführung in einem Verfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung sehr kompliziert sei, favorisiere Carstensen, nach dem Vereinsrecht vorzugehen. Schließlich seien Mitglieder großer Clubs im Drogen- und Waffenhandel sowie als Schutzgeldeintreiber aktiv, sagen Ermittler. Die Wohnung des Rockers bei Koblenz etwa sollte wegen Rotlichtaktivitäten durchsucht werden.

Allerdings müsse man beweisen, dass der jeweilige Motorradclub die Straftaten seiner einzelnen Anhänger deckt, sagen Juristen. Man könne Straftaten jedoch selbst gemeinsam organisierter Einzelpersonen nicht in jedem Fall einer ganzen Gruppe anhängen. Gerichtsfeste Beweise seien ohne V-Männer in Rockerkreisen kaum zu bekommen. In Untersuchungshaft schweigen die meisten verdächtigen Rocker. Oder sie geben an, aus eigenem Antrieb und als Individuen gehandelt zu haben. Was der am Mittwoch unmittelbar nach den Todesschüssen wegen Mordverdachts festgenomme Hells Angel den Ermittlern bisher sagte, ist noch unklar. Unterdessen teilten die Hells Angels am Freitag mit, dass sie den Tod des Polizisten bedauerten. Der Fall sei ein Unglück, zu dem es „durch eine Verkettung unglücklicher Umstände“ gekommen sei. Die Verbotsdebatte sei „Quatsch“, mit organisierter Kriminalität habe die Bruderschaft nichts zu tun.

Vor allem zwischen den Platzhirschen der Hells Angels und den Aufsteigern der Bandidos kommt es seit Jahren zu Revierkämpfen – 2009 gab es dabei bundesweit drei Tote und Dutzende Schwerverletzte. Beide Clubs können bis zu 1000 Anhänger mobilisieren. Der Mitbegründer der deutschen Hells Angels, Rudolf „Django“ T., sagte dem Tagesspiegel: „Wir wollen keinen Streit, von einem Rockerkrieg zu sprechen, ist falsch.“ Dennoch, heißt es von Rockern, sehe man die Verbotsforderungen mit Sorge. „Wir sind keine kriminelle Struktur, aber wir nehmen die Diskussion ernst“, sagte Bandidos-Sprecher Micha R. dem Tagesspiegel. „Fest steht, etwaige Straftaten passieren nicht im Namen des Clubs.“ Erst kürzlich ist der den Bandidos nahestehende Rockerclub „Chicanos MC Barnim“ verboten worden. Gegen den Beschluss des hiesigen Oberverwaltungsgerichts sind keine Rechtsmittel eingelegt worden.

In Berlin haben sich derweil zwei neue Chapter, also lokale Dependancen, der Bandidos gegründet. Nachdem sich einige Berliner Bandidos im Januar überraschend den Erzfeinden von den Hells Angels angeschlossen hatten, galten die Bandidos als angeschlagen. Erst vor drei Tagen ist auf das Clubhaus der Bandidos in Reinickendorf ein Brandanschlag verübt worden.

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