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Berlin: Post-Filiale: Die Panzerglasscheiben am Schalter sind passé

So mancher Kreuzberger traute gestern seinen Augen nicht. In der Post wurde er von Angestellten mit "Willkommen in der neuen Filiale" empfangen.

So mancher Kreuzberger traute gestern seinen Augen nicht. In der Post wurde er von Angestellten mit "Willkommen in der neuen Filiale" empfangen. Damen erhielten gelbe Rosen, Notizzettel und Anstecker wurden auch verschenkt. Eröffnungsgrüße für die neue Postfiliale am Halleschen Ufer 60. Gab sich die Post kurz nach dem Start der Zeichnungsfrist für ihre Aktien besondere Mühe?

Die neue Filiale in einem Anbau des "Postbank"-Hochhauses ist die größte der Stadt, sie hat acht Arbeitsplätze am Tresen, sieben Beratungsplätze der Postbank und zwei der Briefpost. Mehr Service und neue Produkte soll es in der Zweigstelle geben, verspricht die Post. Ausgestattet ist sie nach dem Prinzip der "offenen Schalter". Panzerglasscheiben gehören der Vergangenheit an. Dafür gibt es nun Designerlampen, in Regalen werden Schreibwaren angeboten, und die weiblichen Angestellten tragen geknotete Tücher wie Stewardessen.

Für die neue Filiale wurde die Niederlassung am Tempelhofer Ufer 1 schräg gegenüber geschlossen. Die Post "optimiere" ihr Filialnetz, sagte gestern der Leiter der Post-Niederlassungen von Berlin und Brandenburg, Clemens Hackmann. Etliche Niederlassungen wurden in den vergangenen Jahren zusammengelegt, Filialen in toten Ecken dicht gemacht. An anderen Stellen entstanden neue. Das politische Gebot, wonach in bebauten Gebieten im Zwei-Kilometer-Umkreis jeder Wohnung eine Post zu sein habe, sei erfüllt, sagte Hackmann.

160 Postfilialen gibt es derzeit in Berlin, 31 sind "Center-Filialen". Dort werden neben dem Standardservice umfassende Beratungen zu Post- und Postbankfragen angeboten. Am Halleschen Ufer kann man darüberhinaus auch Handyverträge abschließen und andere Dienste der "T-Punkt-Läden" der Telekom in Anspruch nehmen. Ein großer Teil der übrigen 130 Filialen wurde in den vergangenen Monaten in "Agenturen" umgewandelt. Die Post sitzt dort beispielsweise im Entree von Reichelt-, Meyer-Beck- und Extra-Geschäften oder sie teilt sich Räume mit der Schreibwarenkette "McPaper", einer Posttochter.

Bei den Kunden kommt die neue Filiale am Halleschen Ufer überwiegend gut an: "Eine sehr freundliche und zuvorkommende Bedienung. Als ob die Angestellten eine Schulung besucht hätten", sagte André Schimanski, 23 Jahre alt. Erika Panke, 83, lobte den "guten Service". Sie bedauerte nur, dass sie zur neuen Post vom U-Bahnhof aus nun weiter laufen müsse. Ein Anwohner befürchtet, dass er nun, da Dienstleistungen wie der Brief- und der Paketservice an einem Schalter abgewickelt werden, länger anstehen muss.

Tobias Arbinger

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