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Blick in die Zukunft. Am Alten Markt in Potsdam soll auch das Palais Barberini wiedererstehen. Simulation: Ganter/Kuehn/ddp

© dapd

Berlin: Potsdam erhält seine Mitte zurück

Im Krieg wurde es zerstört, zu DDR-Zeiten verunstaltet. Bis 2015 soll das alte Zentrum nun wiedererstehen Private Investoren wollen nach historischem Vorbild bauen, aber keine „Puppenstube“ errichten

Potsdam - Jetzt geht es Schlag auf Schlag: In den nächsten Jahren entsteht Potsdams historische Innenstadt – im Zweiten Weltkrieg zerstört, von den DDR-Oberen vollends aus dem Stadtbild getilgt – völlig neu. Im Jahr 2015 soll die brandenburgische Landeshauptstadt einen wesentlichen Teil ihrer vormaligen Mitte als lebendiges Quartier zurückerhalten. Wie es dann am Alten Markt, einst einer der schönsten Plätze Europas, aussehen wird, steht nun nach Abschluss eines Bieterverfahrens fest.

Schon 2013 steht der neue Landtag in den Formen des früheren Stadtschlosses, in ein paar Wochen ist Richtfest. Rundherum am Alten Mark und an der Alten Fahrt der Havel wird die einstige Struktur der Innenstadt wieder hergestellt. Eine „barocke Puppenstube“ ist aber nicht zu befürchten, sagte Potsdams Baustadtrat Matthias Klipp (Grüne). Vielmehr versucht Potsdam einen Mix aus Vergangenheit und Moderne: Unter den prächtigen Bauten, die von Privatinvestoren errichtet werden, ist etwa das Palais Barberini. Das 1772 unter Friedrich II. im italienischen Barockstil und nach dem Vorbild des Palazzo Barberini in Rom errichtete Bürgerhaus war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Es ist der einzige Bau am Platze, der originalgetreu rekonstruiert wird.

Gertrud Schmack, die das einzige Fünf-Sterne-Haus in Potsdam betreibt und sich im Bieterverfahren durchgesetzt hat, plant im Palais Barberini ein Luxushotel mit 80 Zimmern und Suiten. Ob sie das Haus dann selbst betreibt, hat sie noch nicht entschieden. Eines weiß Schmach aber, der Alte Markt werde für Potsdam das, was der Gendarmenmarkt für Berlin ist – ein herausragender Standort. 25 Millionen Euro will Schmack investieren.

Gleich daneben entstehen zwei Neubauten mit den historischen Fassaden des Palazzo Pompei und des früheren Palazzo Chiericati, für die die Prinz von Preußen Grundbesitz AG und die Kondor Wessels Holding GmbH den Zuschlag erhielten. Geplant sind Wohnungen, Geschäftsräume, aber auch „kleine schnuckelige Läden für Touristen“, sagte Architektur-Professor Urs Kohlbrenner, der die Investorensuche betreute.

Acht Grundstücke hatte die Stadt in einem Wettbewerb ausgeschrieben, sieben davon an der Alten Fahrt, das achte westlich vom Landtagsschloss am Steubenplatz. 70 Millionen Euro fließen allein in diese Neubauten. Insgesamt werden rund 250 Millionen Euro investiert, um Potsdams historische Mitte wieder auferstehen zu lassen.

Die Stadt selbst hat für die Grundstücke gerade so viel Geld eingenommen, dass sie die Erschließung des Gebiets finanzieren kann. Nicht in jedem Fall bekam der Höchstbietende den Zuschlag, einige Male zog einfach das Konzept. Tatsächlich schließen sich an der nördlichen Seite des Palais Barberini drei Bauten im Stil „gemäßigter Moderne“ an. Die Bürgerstadt AG plant ein Generationenhaus mit Wohnungen. Italienischen Villen-Flair bringt Franco Stella, der in Berlin das Stadtschloss als Humboldt-Forum wiedererrichtet, nach Potsdam. Sein moderner Villen-Entwurf mit Wohnungen, Café und einem Kunstsalon erinnert an den italienischen Renaissancebaumeister Andrea Palladio, auf dessen Entwürfe am Alten Markt auch das Palais Chiericati und das Alte Rathaus zurückgehen.

Am 2. November werden die ausgehandelten Kaufverträge den Stadtverordneten vorgelegt. Baustadtrat Klipp rechnet mit einem Votum im Dezember. Baubeginn auf den Grundstücken werde frühestens im Herbst 2012, wahrscheinlicher aber im Frühjahr 2013 sein, wenn das neue Landtagsschloss eröffnet wird. Im Zuge dessen entsteht auch eine neue öffentliche Uferpromenade.

In zwei Jahren geht dann die Vergabe weiterer Grundstücke an Potsdams bestem Platz in die nächste Runde. Erich Jesse, der als Chef einer städtischen Firma die Filetgrundstücke vermarktet hat, findet dafür nur große Worte: Nun werde nicht nur „Stadtreparatur“ betrieben, sondern zugleich „Stadtgeschichte geschrieben“. (mit pee/gb)

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