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Potsdamer Platz: Erneut Fensterglas am Bahn-Tower geborsten

Aufregung am Potsdamer Platz: Wieder mal ist ein Fenster im Turm der Deutschen Bahn gesprungen. Die Polizei musste die Straße am Sony-Center sperren. Verletzt wurde aber niemand. Möglicherweise müssen alle 3000 Scheiben ausgetauscht werden.

Fußgänger sollten inzwischen einen Bogen um das Hochhaus am Potsdamer Platz 2 machen. Zum wiederholten Male mussten Polizisten gestern die Straße vor dem Bahn-Tower sperren, weil ein Fenster aus dem Rahmen zu fallen drohte. Nach knapp zwei Stunden hatten Spezialisten die Scheibe im 25. Stock gesichert. Die Scheibe sei im Rahmen „geplatzt“, sagte Anke Illigen, Sprecherin des Sony-Centers, zu dem der Bahn-Tower gehört. Sie betonte, dass die Scheiben an der Fassade des 103 Meter hohen Turmes „nur in Krümeln“ am Boden ankommen könnten. Dennoch kündigte sie an, dass nach diesem wiederholten Vorfall nunmehr „eine Lösung gefunden“ werden müsse. Wie diese aussehen kann, ist unklar. Die Sprecherin dementierte nicht, dass dies im äußersten Falle auch bedeuten könne, dass alle 3000 Scheiben ausgetauscht werden müssen. Auch der zuständige Experte vom Bezirksamt Mitte, Günter Ludecki, hält dies nicht mehr für ausgeschlossen. Noch jedoch sei die Zahl defekter Scheiben im „grünen Bereich“. „Wir schauen da genau hin“, sagte der Experte des Bezirksamtes.

In der Vergangenheit hatte Sony von „Einzelfällen“ gesprochen, und dass die Fassade „geprüft und sicher“ sei. Wie viele Scheiben mittlerweile zu Bruch gegangen sind, wollte die Sony-Sprecherin gestern nicht sagen, nach eigener Zählung war es mindestens der sechste Vorfall. 2005 war eine Scheibe im siebten Stock zerbröselt und in die Tiefe gestürzt. Die erste Scheibe am 2000 fertiggestellten Haus riss im August 2002.

Gestern war es ein Bahnangestellter, der die „geplatzte“ Scheibe in der „Vorstandsetage“ ganz oben im Haus gegen 11.40 Uhr entdeckte. Sofort benachrichtigte er Polizei und Haustechnik. Die Polizei sperrte beide Fahrtrichtungen. Der Verkehr staute sich in der Potsdamer und der Leipziger Straße. Erst um 13.20 Uhr rückte die Polizei ab.

Sony sprach gestern von „Materialermüdung“, das Bezirksamt von einem „Materialfehler“. Vorangegangene Risse seien durch Einschlüsse von Fremdkörpern verursacht worden. Der Produktionsfehler sei bekannt. Bei starken „Temperaturschwankungen“ zerspringen die Scheiben dann. Auflagen für den Bahn-Tower wie Netze oder Gerüste zum Schutz von Passanten seien derzeit noch nicht geplant.

Beim Kaufhaus Galeries Lafayette in der Friedrichstraße dagegen hatte das Bezirksamt 1999 – nach mehreren auf den Gehweg gestürzten Scheiben – angeordnet, die Fassade mit Netzen zu sichern. Im Jahr 2000 waren dann alle 1800 Scheiben der Glasfassade ausgetauscht werden.

Am Bahn-Tower hatte die Polizei gestern sogar den Gehweg auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesperrt, obwohl Passanten dort durch ein massives Stahlgerüst vor herabfallenden Teilen geschützt sind. Denn auch die Backsteinoptik des Hochhauses von Architekt Hans Kollhoff ist brüchig. Seit 2006 sind mehrfach Ziegelteilchen auf den Bürgersteig gefallen. Seit zwei Jahren säumen Gerüste den Sockel des Hochhauses mit der Adresse Potsdamer Platz 1. Ende des Jahres will der neue Eigentümer, wie berichtet, eine umfassende Fassadensanierung beginnen. Im Dezember vergangenen Jahres hatte die SEB-Bank das gesamte Daimler-Quartier, zu dem auch das Kollhoff-Gebäude zählt, gekauft.

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