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Berlin: Privatsache Gewaltvideos

Auch wenn Schüler verdächtigt werden, brutale Übergriffe gefilmt zu haben, dürften Lehrer deren Handys nicht kontrollieren, sagt Berlins Datenschützer

Der Berliner Datenschutzbeauftragte Alexander Dix hält es für ungesetzlich, wenn Lehrer die Handys von Schülern kontrollieren. In den vergangenen Monaten hatte es an Berliner Schulen wiederholt Fälle von sogenanntem „Happy Slapping“ – zu Deutsch: „Fröhliches Schlagen“ – gegeben. Dabei greifen Jugendliche, meist in Überzahl, willkürlich Mitschüler oder Passanten an und nehmen die Gewalttaten mit dem Foto-Handy auf, um sie später Freunden zu zeigen.

In einem Fall sind an einer Schule nach Informationen von Dix die Handys ganzer Klassen von den Lehrern eingesammelt und nach Gewaltvideos durchsucht worden. Trotz eines konkreten Verdachts hätten die Lehrkräfte die Telefone jedoch nicht auf ihre Inhalte hin überprüfen dürfen. Das Kontrollieren von Telefonen, also das Anschauen von Videoclips und das Lesen von Textnachrichten, verstoße gegen das Fernmeldegeheimnis, das Schulgesetz und die informelle Selbstbestimmung der Schüler, sagte Dix. Nach Rücksprache mit der betroffenen Schule habe man sich darauf geeinigt, bei ähnlichen Fällen künftig die Polizei zu rufen. Das Lehrerkollegium werde die Handys von Schülern nicht mehr selber durchsuchen.

Nach Auskunft des Landeselternsprechers André Schindler hat das Filmen von Schlägereien an den Berliner Schulen zugenommen. „Das hat nicht zuletzt mit den neuen technischen Möglichkeiten zu tun, fast jeder Schüler hat heute ein Handy“, sagte Schindler. Sollte der begründete Verdacht bestehen, dass unter Schülern „Happy Slapping“-Filme über Handys ausgetauscht werden, müssten Lehrer sofort die Polizei rufen. Nur die Beamten sollten die Handys der Schüler dann durchsuchen.

Seit etwa drei Jahren machen „Happy Slapping“-Videos besonders in den Hauptschulen Berlins die Runde. Der makabre Trend hat seinen Ursprung in England, die Filme gelten als Trophäen und werden im Freundeskreis von Handy zu Handy weitergesendet. In den kommenden Wochen soll der Datenschutzbericht der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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