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Berlin: Privatschulen dürfen Vorklassen behalten

Der Senat wollte das Angebot abschaffen, aber nun gibt’s Ausnahmen. Doch wer zahlt?

Die umstrittene Abschaffung der Vorklassen wird nicht für die freien Träger gelten. „Die Privatschulen können dieses Angebot weiterhin machen“, teilte Thomas John, Sprecher der Senatsbildungsverwaltung, gestern auf Anfrage mit. Es bleibe aber dabei, dass die öffentlichen Schulen ab 2005 keine neuen Vorklassen einrichteten dürften, so wie es im Entwurf zum neuen Schulgesetz vorgesehen ist.

Die freien Träger sind über diese Nachricht der Bildungsverwaltung überwiegend erleichtert. „Bis jetzt wussten wir nicht, was aus unseren Vorklassen wird“, sagt Andreas Wegener, Geschäftsführer der Privaten KantSchule. Für seine Schule war diese Mitteilung besonders wichtig, da es für die Vorklasse eine enorme Nachfrage gibt. Erst kürzlich standen interessierte Eltern schon ab drei Uhr morgens Schlange, um einen der begehrten Vorklassenplätze für 325 Euro pro Monat zu bekommen.

Unklar ist allerdings, ob das Land auch weiterhin die Personalkosten für die Vorklassen mittragen wird, wenn sie im Schulgesetz nicht mehr als Regelangebot vorgesehen sind. „Über die langfristige Finanzierung ist noch keine Entscheidung gefallen“, so Landesschulrat Hans-Jürgen Pokall. Damit würde es von der finanziellen Situation des jeweiligenTrägers abhängen, ob er sich die Vorklassen auch ohne Landeszuschuss leisten kann.

Die Evangelische Kirche sieht deshalb noch keinen Grund zum Aufatmen. Sie nimmt von den Eltern je nach Einkommen 45 bis 120 Euro Schulgeld pro Monat und weiß noch nicht, ob sie die Vorklassen ohne den staatlichen Personalkostenzuschuss von rund 90 Prozent noch anbieten kann, so Kirchenschulrat Manfred Hermann.

Im vergangenen Schuljahr haben 22 Privatschulen insgesamt 600 Vorklassenplätze angeboten. Demgegenüber stehen 326 öffentliche Schulen mit 9500 Vorklassenplätzen. Mit Ausnahme der Europaschulen und der Internationalen Gesamtschule sollen alle öffentlichen Schulen ihre Vorklassen abschaffen, wenn das neue Schulgesetz in diesem Punkt nicht mehr geändert wird.

Ob es dazu kommt, ist noch nicht absehbar. Bildungssenator Klaus Böger (SPD) hat die Linie vorgegeben, dass die gesamte vorschulische Erziehung an die Kitas verlagert wird. Die Kritik daran reißt aber nicht ab. CDU, FDP und vor allem die Schulen in sozialen Brennpunkten beharren auf der Beibehaltung des Angebots. „Die Vorklassen haben sich hervorragend bewährt“, meint auch der einflussreiche Neuköllner Volksbildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD). Bevor man sie abschaffe, müsse man dieselbe hohe Qualität der vorschulischen Erziehung in den Kitas sicherstellen. Außerdem müsse das letzte Kitajahr kostenlos sein, damit die Eltern nicht aus finanziellen Gründen auf die Vorschulerziehung verzichten.

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