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Berlin: Profis und Naturtalente

Bevor es auf den roten Berlinale-Teppich ging, stellten die Akteure aus „Man to Man“ ihren Film vor

„Darauf habe ich nur gewartet.“ Gerade noch hat Kristin Scott Thomas distanziert am Podiumstisch gesessen, mit der Andeutung eines leicht kapriziösen Lächelns auf den Lippen, das Kinn dekorativ in die linke Hand geschmiegt wie so oft – doch nun wird sie munter, belustigt angesichts der allzu naheliegenden Frage: Wie das gewesen sei, nacheinander mit zwei Brüdern einen Film zu drehen, erst den „Englischen Patienten“ mit Ralph Fiennes als Titelhelden und nun „Man to Man“, an der Seite von Joseph Fiennes? Eine schwierige Frage, und für Kristin Scott Thomas kaum zu beantworten. Ihre Schwester sei auch Schauspielerin (zuletzt übrigens in „Hostage“, den ihr Filmehemann Bruce Willis gerade in Berlin vorgestellt hat), aber wie solle man sie vergleichen? Auf der anderen Seite Joseph und Ralph – es seien doch zwei völlig verschiedene Persönlichkeiten und Schauspieler, übrigens sehr gute, aber ebenfalls nicht zu vergleichen. Und dann habe sie ja auch noch mit deren Schwester gedreht – eigentlich mit der ganzen Familie Fiennes.

Mit Beifall, vereinzelten Hochrufen gar war die Schauspielerin bei der Pressekonferenz zu dem Film von Régis Wargnier empfangen worden, ebenso ihr KollegeFiennes. Im Vorjahr hatte Anthony Minghella, Regisseur des Eröffnungsfilms „Cold Montain“, keinen eizigen Star auf dem Podium zu bieten, diesmal reichte der Tisch kaum aus. Zum Regisseur und beiden Hauptdarstellern kamen Ian Glenn und Hugh Bonneville sowie Produzent Farid Lahousassa, aber vor allem die beiden Pygmäen Cécile Bayiha und Lomama Boseki, Schauspieldebütanten aus dem zentralafrikanischen Regenwald.

Naturtalente, wenn man so will, ihre Profi-Kollegen wussten sie gar nicht genug zu rühmen. „Unglaublich spontan und warmherzig“, lobte Joseph Fiennes, das finde man bei routinierten Schauspielern selten. „Ungewöhnlich offen“ sei gerade die Zusammenarbeit mit Cécile gewesen, pries Kristin Scott Thomas ihre schwarze Kollegin. Sie als Profi sei sich manchmal ganz dumm vorgekommen. Da übe sie eine Szene, einen Satz x-mal, „während die beiden einfach vor die Kamera treten und alles, was sie darstellen sollen, ist da“.

An Selbstbewusstsein scheint es den beiden Nachwuchsakteuren jedenfalls nicht gefehlt zu haben. Besonders bei Lomama Bosekis Redefluss kam der Dolmetscher kaum nach: Schwierigkeiten mit der neuen Rolle? Es gab ja die weißen Kollegen. Was dabei am meisten geholfen habe: das Gefühl, bei den Dreharbeiten als gleichberechtigt akzeptiert zu werden. Als Mensch.

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