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Prominente am Wahl-O-Mat: „Na, so weit vorn sieht man die FDP ja selten“

38 Fragen, damit am Ende das Kreuz an der richtigen Stelle steht: Der Wahl-O-Mat hilft bei der Entscheidung für eine Partei. Fünf prominente Berliner haben den Online-Fragebogen beantwortet – und sich dabei über die Schulter blicken lassen.

Zwei Tage bleiben noch zum Grübeln. Für alle, die noch nicht wissen, wem sie ihre Stimme geben wollen, gibt es den Wahl-O-Mat von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Tagesspiegel. Wer bei 38 Thesen anklickt, ob er zustimmt oder nicht, erfährt, mit welcher Partei er am stärksten übereinstimmt. Mehr als 15 000 Benutzer von Tagesspiegel.de haben das schon ausprobiert – auch diese fünf bekannten Berliner.

Florian Schroeder, Kabarettist

Florian Schroeder hat keinen Führerschein – und ist auch deshalb dafür, dass die S-Bahn als landeseigenes Unternehmen betrieben wird. Die Umweltzone findet er auch gut. Wenn er aber mal Taxi fährt, will er schnell ankommen und ist daher gegen mehr Tempo-30-Zonen. Einen Hund hat er nicht, „ich trete immer nur in die Scheiße“. Daher seine Meinung: Härteres Vorgehen gegen Hundekot! Außerdem ist Schroeder für eine Grundschulzeit von sechs Jahren. „Ich hatte in Baden-Württemberg nur vier Grundschuljahre und war mit dem frühen Schulwechsel komplett überfordert.“ Bei manchen Themen kennt sich Schroeder zu wenig aus, auch bei der Frage nach einer Bebauung des Spreeufers ist er unentschieden. Er sagt aber: „Hoffentlich kommt dort kein zweiter Potsdamer Platz hin. Der ist das Schandmal der gesamten Stadt.“

Das Ergebnis: SPD

Sein Kommentar: „Mit dem Ergebnis kann ich gut leben.“

Alice Ströver, aus dem Abgeordnetenhaus scheidende Grünen-Politikerin

Bei Verkehrsthemen verlässt sich Alice Ströver auf ihren Mann, denn der ist Taxiunternehmer – und fände einen Ausbau der A 100 durch ein Wohngebiet unverantwortlich. Mehr Tempo 30 würde wenig verändern, weiß sie auch von ihm. „Die Geschwindigkeit auf Berlins Straßen ist sowieso sehr niedrig.“ Autobrandstifter müssen zwar gefasst werden, Projekte gegen Linksextremismus brauchen aber keine Förderung, klickt Ströver an und bangt: „Hoffentlich bin ich noch auf grüner Linie.“ Sechs Jahre Grundschule hätten ihrer Tochter gut getan und sollten für alle Schüler gelten, findet sie.

Das Ergebnis: Die Grünen, dann die Linke

Ihr Kommentar: „Lieber hätte ich die SPD hinter den Grünen.“

Stephan Schwarz, Handwerkskammer-Präsident

Stephan Schwarz ist Mitglied im Jugendkulturhaus „Schlesische27“ in Kreuzberg, und deshalb ist ihm die Kulturförderung von Migranten wichtig. „Teamarbeit und Respekt können gut über kulturelle Arbeit vermittelt werden“, sagt er. Auch findet er, dass mehr Menschen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst arbeiten und Kinder aller Kulturen gemeinsam unterrichtet werden sollten. Dass die Schüler aber erst nach sechs Jahren auf die Oberschule wechseln sollen, findet der Handwerkskammer-Präsident nicht. Er ist nach der 4. Klasse aufs Gymnasium gegangen, „das hat mir nicht geschadet“, scherzt er. Und obwohl er selbst einen Hund hat, ist ihm härteres Vorgehen gegen Hundekot recht. Ansonsten sind für Schwarz Wirtschaftsthemen wichtig: Der florierende Tourismus solle nicht durch eine Steuer auf Hotelübernachtungen geschmälert werden, und das Spreeufer könne ruhig bebaut werden. Und wenn er in Treptow im Stau steht, ärgert er sich, dass die A 100 noch nicht verlängert wurde.

Das Ergebnis: FDP

Sein Kommentar: „Na, so weit vorn sieht man die FDP ja selten.“

Matthias Lilienthal, Intendant des Theaters „Hebbel am Ufer“
Wählen schon ab 16, da stimmt Lilienthal sofort zu. „Dann kann mein Sohn bald wählen.“ Auch die Idee einer City Tax begeistert ihn: „Super“, sagt er, „und die Knete soll der Kultur zugute kommen.“ Gelassen bleibt er dagegen bei der Frage zum Thema Hundekot. „Das ist mir wurscht“, sagt Lilienthal und klickt auf „neutral“. Außerdem will der Wahl-O-Mat wissen, ob es Sprachtests für Kinder im Vorschulalter geben soll. „Nö“, sagt Lilienthal. Dass zum Beispiel viele englischsprachige Berliner unter sich blieben, müsse man akzeptieren. Bei der Frage, ob das Tempelhofer Feld als Grünfläche erhalten bleiben soll, gibt es ein klares „Nein“. „Die Einstellung, alles solle so bleiben wie in den Fünfzigern, geht mir auf den Wecker.“
Das Ergebnis: Linkspartei, DKP, Grüne

Sein Kommentar: „Was ich wirklich wähle, bleibt mein Geheimnis. Aber die Linkspartei ist es nicht.“

Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität

Schon von Amts wegen ist für Alt ein Thema entscheidend: die Bildung. Er wünscht sich eine verlässliche Finanzierung und „weniger Reformwut“. Bei der Frage, ob es für alle Bachelorabsolventen einen Masterstudienplatz geben soll, klickt Alt auf „Nein“: „Wir brauchen mehr Masterstudienplätze, aber nicht für alle. Sonst bräuchten wir kein Bachelorstudium.“ Auch die Verkehrspolitik ist ihm wichtig. „Wir benötigen eine gute Mischung, mit Umweltzonen, aber auch mit einem funktionsfähigen Flughafen und einer ausgebauten A 100.“ Zum Thema Wasserprivatisierung sagt Alt: „Solche Fragen sollten wir viel unaufgeregter diskutieren.“ Zu welchem Ergebnis er ganz unaufgeregt mit Vernunft gelangt, verrät er aber nicht. Mehr Fragen wünscht er sich zu Wirtschaft, Technologie und Finanzen – am besten solche, die die „in Berlin so beliebte Kleinteiligkeit der Themen“ überwinden.
Das Ergebnis: bleibt geheim

Kommentar: „Ich bin darauf angewiesen, mit Regierungen jeder Konstellation gut zusammenzuarbeiten.“

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