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Berlin: Prozess gegen einen 33-jährigen Bankräuber, der für seinen Coup zwei Anläufe benötigte

Der Coup war nicht unbedingt ausgeklügelt, aber originell. Nur einen kleinen Zettel trug Pero R.

Der Coup war nicht unbedingt ausgeklügelt, aber originell. Nur einen kleinen Zettel trug Pero R. in der Manteltasche, als er die Sparkasse an der Schloßstraße betrat: "Überfall Geld Herr", hatte er darauf gekritzelt - und damit die Lachmuskeln der Kassiererin gekitzelt. Ein Scherz, dachte sie und sagte: "So geht das aber nicht!" Als auch seine Drohung "herumzuballern" nicht fruchtete, trat Pero R. den Rückzug an. "Ich hatte erwartet, ergriffen zu werden", sagt der 33-Jährige im Moabiter Kriminalgericht.

Wurde er aber nicht, zumindest noch nicht. Zunächst zog es den arbeitslosen Elektroinstallateur noch einige Meter weiter zur Commerzbank. Wieder knallte er seinen Zettel auf den Tresen, wieder hielt er seine Hand unter die Jacke - nun allerdings mit durchschlagendem Erfolg. "Die Kassiererin fürchtete um ihr Leben und gab einen höheren Geldbetrag heraus", sagt der Staatsanwalt. Knapp 54 000 Mark riss Pero R. an sich, stürmte aus der Bank und fuhr mit dem BVG-Bus nach Hause. "Der kam zufällig gerade."

Es bereitet den Richtern sichtlich Mühe, den 27. Dezember 1999 zu rekonstruieren. Sicher ist, dass Pero R. am Morgen das Arbeitsamt aufgesucht hatte. Dass er hoffte, Geld zu bekommen und anschließend "sauer auf die Bürokratie" war. "Da dachte ich, jetzt nehme ich einen Kredit auf", sagt der 33-Jährige. Als der Richter fragend seine Stirn in Falten legt, setzt er hinzu: "Nur ein Scherz."

Etwa eine Stunde währt das Frage-Antwort-Spiel zwischen Richtern und dem Angeklagten, doch die Verwirrung wird im Saal mit jeder Minute größer. Plötzlich will Pero R. nicht mehr von Geldsorgen gequält worden sein, sondern hauptsächlich von Langeweile. "Von dem Geld habe ich nichts ausgegeben." Tatsächlich fand die Polizei wenige Tage nach dem Überfall fast die gesamte Beute in der Wohnung des Kroaten. Die Überwachungskameras hatten die Ermittler auf seine Spur gebracht.

Bei der Polizei legte der Kroate ein umfassendes Geständnis ab, vor den Richtern gibt er sich eher maulfaul. Ja, er habe in der Bank die Hand unter die Jacke gehalten. Nein, er habe nicht den Eindruck erwecken wollen, dass er bewaffnet sei. "Ich wollte meinen Personalausweis herausholen." Ja, manchmal höre er Stimmen. Nein, mit dem Überfall hatten die Stimmen nichts zu tun... Dann reißt Pero R. die Geduld: "Glauben Sie nicht, dass Sie mich aggressiv machen können!", fährt er die Richter an. "Sie verstehen eben vieles nicht!"

Als klar wird, dass der Prozess auf diese Weise nicht viel klären kann, erklärt der Vorsitzende die Verhandlung für ausgesetzt. Nun wird ein Experte prüfen, ob der Bankräuber schuldfähig ist oder in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen werden soll.

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