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Prozess gegen rechte Schläger: Neonazis bedrohen Angeklagten

Vier Rechtsextreme sollen im Sommer 2010 einen Mann bewusstlos geprügelt haben, ab Mittwoch stehen sie nun vor Gericht. Einer der Angeklagten hat ein Geständnis abgelegt - seitdem wird er massiv bedroht.

Zwei Neonazis stehen am kommenden Mittwoch wegen einer brutalen Gewalttat vor Gericht. Sie sollen im Juni 2010 einen Passanten bewusstlos geprügelt haben. Der Mann stand in Oberschöneweide an einer Tramhaltestelle, als die Rechten mit einem Auto auf ihn zugerast kamen. Er rief ihnen etwas zu, woraufhin die Angreifer ausstiegen und ihn in der Straßenbahn zusammenschlugen. Anschließend folgten die Rechtsextremisten der Bahn bis nach Hohenschönhausen und traten dort dem 23-Jährigen so lange gegen den Kopf, bis er das Bewusstsein verlor. Er wurde schwer verletzt und kann sich bis heute nicht an den Abend erinnern. Ein rechtsextremes Tatmotiv erkannten die Ermittler jedoch nicht.

Denis Sch. (28) und Josef I. (30) gelten als mutmaßliche Haupttäter. Beide gehören der rechtsextremen Szene an und haben die Tat zugegeben, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Sch. ist als langjähriger „Anti-Antifa-Fotograf“ bekannt. Regelmäßig soll er am Rande von Naziaufmärschen Aufnahmen von Gegendemonstranten und Journalisten gemacht haben. Aufgeflogen sind die vier Schläger, weil zufällig wegen eines anderen Ermittlungsverfahrens das Handy des 28-Jährigen überwacht wurde. Mehrfach soll er am Telefon mit der Tat geprahlt haben. Im Oktober nahm die Polizei schließlich die vier Tatverdächtigen fest.

Die Gerichtsverhandlung wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Denn den Angeklagten drohen nicht nur langjährige Gefängnisstrafen, sondern auch Angriffe aus den eigenen Reihen. Da Sch. ein umfassendes Geständnis abgelegt hat und auch seine „Kameraden“ belastet, wird er auf der Internetseite „Nationaler Widerstand Berlin“ als Verräter beschimpft und massiv bedroht. Die Polizei hat aufgrund der zahlreichen Drohungen bereits ein Sicherheitsgespräch mit beiden Angeklagten geführt, unter Polizeischutz stehen sie bislang nicht.

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