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Berlin: Prozess um Feuer in Treptow: Imbiss-Biedermann als Brandstifter?

Eine ohrenbetäubende Explosion riss die Anwohner am Treptower Park vor knapp fünf Monaten aus dem Schlaf. Trümmerteile flogen bis zu fünfundzwanzig Meter weit.

Eine ohrenbetäubende Explosion riss die Anwohner am Treptower Park vor knapp fünf Monaten aus dem Schlaf. Trümmerteile flogen bis zu fünfundzwanzig Meter weit. Aus "Epis Imbiss-Bistro" im Erdgeschoss eines sechsstöckigen Hauses stiegen Flammen auf. Alles sah nach einem Attentat auf den Imbiss-Betreiber aus: Mohammed A., der bei der Explosion schwere Verbrennungen erlitten hatte, trug am linken Handgelenk eine Handschelle. Seit gestern aber sitzt er nicht als Opfer, sondern als Täter vor Gericht: Weil er in Geldschwierigkeiten steckte, soll er selbst ein Benzin-Pflanzenöl-Petroleum-Gemisch in seinem Laden verteilt und angesteckt haben.

Der 26-jährige gebürtige Palästinenser aber blieb vor Gericht bei seiner Version eines Überfalls. "Ich bin schockiert über meine Inhaftierung, ich bin schließlich angegriffen worden." Als er Mitte vergangenen Jahres kurz nach Mitternacht seinen Laden schließen wollte, sei noch ein Mann aufgetaucht. "Er wollte Zigaretten und Feuer", sagte der Angeklagte. Dann seien zwei weitere Personen in den Laden gekommen. Einer der Männer, ein kahlgeschorener mit SS-Symbolen auf den Fingern, habe ihn plötzlich geschlagen, mit einer Pistole bedroht und gefesselt.

Die ihm unbekannten Männer hätten Benzin verschüttet und den Brand gelegt. Warum aber trug A. die Fessel am Ende des Dramas nur noch an einer Hand? "Bei einem Sturz muss sich eine Seite geöffnet haben", erklärte er den Richtern diesen wundersamen Umstand. Die drei angeblichen Angreifer seien dann über den Notausgang verschwunden. "Als die Tür geöffnet wurde, spürte ich eine Druckwelle und flog durch die Luft", sagte der Imbiss-Betreiber. Aus Sicht der Ermittler passen die Spuren am Tatort sowie Aussagen von Zeugen aber nicht zu der Version des Angeklagten. Die Staatsanwalt geht vielmehr davon aus, dass es bei der Brandlegung zu einer Verpuffung kam, mit der A. nicht gerechnet hatte .

Nach Angaben von A. lief sein Geschäft nicht schlecht. Probleme habe es nur mit dem Eigentümer des von ihm gemieteten Ladens gegeben. A. arbeitete zunächst in der Döner-Fabrik dieses Mannes. Nach "Gutsherrenart" habe der seinen früheren Angestellten zum Pächter einer seiner etwa fünfzehn Läden in Berlin gemacht, sagte einer der Anwälte. Kurz vor dem Brand habe sich A. dem Geschäftsgebaren seines Chefs widersetzt und dafür eine Drohung kassiert. - Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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