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Stilbewusst. Die Musikerin Eliot Sumner (r.) und ihre Lebensgefährtin, das Model Lucie von Alten.

©  Jörg Carstensen/dpa

Mode - Fashion Week: Eliot Sumner: One-Way-Ticket nach Berlin

Eliot Sumner ist Musikerin und Gelegenheitsmodel. Auf der Fashion-Week ist die Tochter von Sting mit ihrer Lebensgefährtin Lucie von Alten unterwegs, die als Model arbeitet.

Foto-Shootings bedeuten für Models ja eigentlich Arbeit. Können sie auch Spaß haben am Fotografieren? Und wie! Jedenfalls, wenn es um Selfies geht. Eliot Sumner und Lucie von Alten sind die aktuellen Gesichter der Fashion Week. Bei der großen Party von Mercedes Benz und Vogue in der Nacht zu Donnerstag machten sie im Borchardt Selfies und schnitten dabei genüsslich Grimassen.

„Burning Desire“ ist der Titel der Kampagne und am Morgen nach der Riesenfete erzählt Eliot Sumner, schon wieder ganz frisch, im Erika-Heß-Eisstadion von den Aufnahmen. Mit Feuer hat sie früher schon mal gearbeitet, da hatte sie keine Angst vor, aber eine ganze Nacht lang durch kaltes Wasser zu stapfen war schon hart. „Hat aber Spaß gemacht“, sagt sie cool mit ihrer tiefen Stimme. Die Haare sind so gestylt, als hätten sie seit Wochen keinen Kamm mehr gesehen. Make-up ist nicht erkennbar. Sie trägt eine glänzende graue Hose mit supertiefem Schritt und ein graues T-Shirt. Der Name des Designers Rick Owens steht für Grunge-Glamour, bereitwillig schreibt sie ihn auf den Block.

Die obersten Knöpfe an den flachen, schwarzen Stiefeletten sind offen, das schlichte graue T-Shirt sieht gemütlich aus. Da sie viel unterwegs ist, mag sie minimalistische Mode, praktische Sachen. Ein bequemes Hoodie liegt griffbereit auf dem Nachbarsessel.

Mit dem Fahrrad durch Berlin

„Ich ziehe auch gerne Sachen an, die mich an mein Zuhause in Wiltshire erinnern“, sagt Eliot Sumner, die wie ihr Vater Sting Musikerin ist. Wie ihre Lebensgefährtin Lucie von Alten hat sie früher auch mal gemodelt, bis zum derzeitigen Punkt war der Einsatz für Mercedes aber eine Ausnahme.

Selber fährt sie gar nicht Auto. „Ich habe nicht mal einen Führerschein“, sagt sie. Dafür fährt sie mit dem Rad, gerne auch durch Berlin. „Ich fühle mich sehr wohl hier“, sagt sie und dass sie überlegt, ganz hierherzuziehen. England fühle sich auch nach dem Brexit gerade ein bisschen feindselig an. „Da will ich weg.“ Da sie in Italien geboren wurde, denkt sie über einen italienischen Pass nach. Als Kind hat sie immer Autorennen geguckt, und da fällt doch tatsächlich das F-Wort bei der Mercedes Benz Fashion Week. Man habe ihr aber inzwischen gesagt, erzählt sie bei allem Ernst fast augenzwinkernd, dass Ferrari nicht das beste Auto ist.

Das Foto-Shooting für diese Fashion Week war nicht nur für die Models ein Abenteuer. Der schwedische Regisseur Christian Larson ließ sich für Fotos und Film von Eliot Sumners Musik inspirieren, war aber vor die Herausforderung gestellt, das Auto anzuzünden, ohne es dabei zu zerstören und natürlich auch die Models vor dem Feuer zu schützen, zwischen denen es in dem Video sichtlich knistert. Da springen die Funken im wahrsten Sinne des Wortes über. Lucie von Altens Haare haben kurzzeitig gebrannt, ansonsten hat das Team mit Schutzfolien gearbeitet, wie man sie auch bei Stunts verwendet.

Eliot Sumner wirkt scheu, fährt sich immer wieder mit den Händen über ihre Klamotten.

Musik ist Ausweg aus dunklen Stimmungen

„Wenn ich nach Berlin komme, buche ich nie einen Rückflug“, sagt die 25-Jährige. Bei der Fashion Week ist sie zum ersten Mal, aber in der Warschauer Straße fühlt sie sich wohl, im Berghain, im Darklands, und sie liebt das Essen bei Cocolo Ramen in Kreuzberg. Bei der Frage nach einem Berliner, den sie gern mal kennenlernen würde, braucht sie nicht lange zu überlegen. Da nennt sie sofort den Regisseur Sebastian Schipper. „Kennen Sie den Film ,Lola rennt‘“, fragt sie. Den Mercedes-Manager Wolfgang Schattling hat sie zu einem Geheimauftritt eingeladen, am Sonntag morgen um vier Uhr früh, irgendwo im Umland von Berlin. Und nein, sie kann auf keinen Fall sagen, wo genau.

Die Songs auf ihrem aktuellen Album „Information“ sind zwischen New Wave und Indierock angesiedelt, gelegentlich hört man einen Krautrock-Einfluss. Sumner singt und spielt Bass - wie ihr Vater. Ihre musikalischen Helden sind die Musiker, mit denen sie zusammen auftritt. Das Gefühl, gemeinsam kreativ zu sein, stimuliert sie sehr.

Von den Eltern ist sie eher bodenständig erzogen worden, und so, dass sie sich nicht für etwas Besonderes hält. Trotzdem waren die Teenager-Jahre nicht einfach. Bei dem berühmten Vater hat sie keinen Unterricht genommen, hat sich gerade in der Musik vieles selbst erarbeitet und will auch nicht um jeden Preis gefallen. Manchmal ist die Musik für sie ein Ausweg aus dunklen Stimmungen. Sie wirkt gleichzeitig tough und verletzlich. Sie bezeichnet sich selbst als „genderfluid“, sie möchte sich also nicht auf eine Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung festlegen.

Gerade weil das alles möglicherweise gar nicht so einfach ist, ist es irgendwie beruhigend zu sehen, wie schön sie in Champagnerlaune unter den 350 überwiegend selber berühmten Gästen rumalbern kann mit der Freundin. Bei dem Shooting mit Feuer und Wasser ging es vor allem um Rebellion. Aber auch eine ganz raue, melancholische Ausstrahlung lässt Spaß in Zeiten der Mode zu.

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