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Berlin: Rätselhafte Anschläge auf Autos

Diesmal brannte ein Mazda – nicht gerade ein Ziel für Klassenkämpfer

Die Brandstifter hinterlassen nichts. Keine Spuren, keine Bekennerschreiben. Zehn Autos sind in den vergangenen vier Wochen in Friedrichshain angezündet worden, überwiegend Mittel- oder Oberklasse-Wagen, aber eben nicht nur. Der für politische Taten zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen von den Brandkommissariaten übernommen. Einen deutlichen Hinweis auf ein politisches Motiv gibt es zwar nicht – aber den Verdacht.

Das zehnte Fahrzeug war in der Nacht zu Montag ein Mazda MX5, der in der Mainzer Straße abgestellt war. Mit einem Neupreis von 20 000 Euro ist das nicht gerade ein Luxusauto, allerdings war es das zweite Fahrzeug dieses Typs. Auch der in der letzten Woche am Boxhagener Platz angezündete Mercedes ist für die Ermittler nicht gerade das typische Ziel von Klassenkämpfern: Der Wagen war 17 Jahre alt.

Eine Spur zu den Tätern gibt es nicht, dafür reichlich Spekulationen. Auffällig für die Ermittler sind natürlich die Tatorte: Sie liegen im näheren Umfeld der Anfang der 90er Jahre besetzten Häuser in der Mainzer und Kreutziger Straße. Zwar sind die Häuser inzwischen legalisiert, die Bewohner haben Mietverträge, gehören aber oft noch der linken Szene an und bestimmen die Atmosphäre in dem Viertel gemeinsam mit der jungen Kundschaft der vielen Lokale. Auch der Streit um den Kneipenlärm könnte ein Motiv sein – wurde doch vor einem Jahr das Fahrzeug eines Mitglieds der dortigen Bürgerinitiative angezündet, die für eine Sperrstunde kämpft. Auch dieser Brandanschlag wurde nicht aufgeklärt.

Im Berliner Zentralorgan der Autonomen, der „Interim“, gibt es ebenfalls keine Selbstbezichtigung. Im Gegenteil: In der jüngsten Ausgabe bekennt sich die berüchtigte „militante Gruppe“ zwar zu Brandanschlägen auf Fahrzeuge der Telekom. Doch die „militante Gruppe“ schreibt auch: „Das wahllose Anzünden von Autos wurde von radikalen und autonomen Linken immer wieder kritisiert, da solche Aktionen die Falschen treffen“. Als wahrscheinlichste Hypothese über den Täter gilt der Polizei deshalb, dass es sich um einen „durchgeknallten Feuerteufel“ handelt, der möglicherweise der linken Szene entstammt.

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