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Berlin: Randale in der Straßenbahn

Jugendliche Horde schlug den Fahrer und warf Steine. Die Tram hat noch keine Videokamera – die Täter sind weg

40 bis 50 Jugendliche haben in der Nacht zu Samstag in einer Straßenbahn randaliert, den Fahrer geschlagen und Steine auf den Waggon geworfen. Dabei zersprang die Frontscheibe, der Fahrer wurde leicht verletzt. Die Jugendlichen waren nach Polizeiangaben um 22.20 Uhr an der Haltestelle Langhansstraße Ecke Behaimstraße in die Tram der Linie 23 Richtung Wedding eingestiegen und hatten dort herumgebrüllt. Der 34-jährige Straßenbahnfahrer bat sie, leise zu sein, was die Gruppe zunächst auch befolgte. Doch drei Stationen später, an der Haltestelle Prenzlauer Allee / Ostseestraße, zog einer der Jugendlichen plötzlich zweimal die Notbremse. Als der BVG-Angestellte die Jugendlichen ermahnte, wurde er von einem heftig ins Gesicht geschlagen. Er musste ambulant behandelt werden. Der größte Teil der Gruppe verließ den Zug nun; einige stellten sich davor und bewarfen den Waggon mit Steinen aus dem Schotterbett. „Die haben gezielt auf die Frontscheibe geworfen, einer riss noch den Außenspiegel ab“, hieß es in der BVG-Leitstelle. Anschließend stiegen auch die letzten Jugendlichen aus und flüchteten. Die Polizei konnte später zwei Jugendliche festnehmen. Da der BVG-ler die beiden nicht einwandfrei wiedererkannte, mussten sie wieder freigelassen werden. Der Waggon war nicht mit einer Videoanlage ausgerüstet, es gibt also keine Bilder der Randale, „leider“, wie die BVG bedauernd mitteilte. Die Straßenbahn musste wegen der zerstörten Scheibe ins Depot gefahren werden.

Die Kreuzung, an der sich die Randale abspielte, ist BVG und Polizei noch in schlechter Erinnerung. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr war hier ein Fahrgast in einer Straßenbahn von zwei jungen Männern brutal mit Stiefeln ins Gesicht getreten und misshandelt worden. Der 42-Jährige hatte die 16 und 23 Jahre alten Brüder gebeten, einen Jugendlichen nicht länger zu belästigen.

Zu den Tätern vom Freitagabend konnte die Polizei gestern nur sagen, dass sie nicht der rechten Szene angehört haben sollen – zumindest optisch nicht. Eine solch große Gruppe könne zu dieser Uhrzeit eigentlich nur aus der Diskothek „Hof 23“ gekommen sein, hieß es im Kino „Toni“, das eine Haltestelle weiter östlich am Antonplatz ist. Dort sei die Polizei immer mal wieder. Aus dem Kino selbst seien die Jugendlichen ganz sicher nicht gekommen, „wir waren sehr schwach besucht“, sagte der Kassierer. Keine zehn Zuschauer hätten bis kurz vor 22 Uhr den Film Hundsköpfe gesehen.

Auch im benachbarten Polizeiabschnitt 19 tippte man gleich auf die Disco in der Langhansstraße 23. „Der Laden ist bekannt“, sagte der Dienstgruppenleiter. „Da fliegen schon mal die Fäuste“. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die Gruppe, die in der Straßenbahn randalierte, aus der Disco gekommen sei, sagte der Beamte. Freitags ist im „Hof 23“ immer „Sound Party“, heißt es auf der Internetseite des Clubs. Ansonsten finden dort ab und zu Rockkonzerte statt, der „Hof 23“ ist aber auch ein Jugendclub, der zum Beispiel Sportkurse wie Kickboxen anbietet.

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