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Berlin: Rauchschwaden über Neukölln

Geschäftshaus nach Bauarbeiten in Flammen

Zwei Feuerwehrmänner stapfen durch die qualmenden Reste einer Videothek in Buckow. Nur die Grundmauern stehen noch. Im Hintergrund schlagen die Flammen meterhoch aus dem Dach des angrenzenden Gebäudes. Wieder ist die Feuerwehr am Montag mit über 140 Mann im Einsatz. Und wieder sind offenbar Bauarbeiten die Ursache für einen Großbrand. Erst am Freitag war der Dachstuhl des Hauses Cumberland am Kurfürstendamm bei Bauarbeiten in Flammen aufgegangen und auf einer Fläche von 500 Quadratmetern ausgebrannt.

„Und ich dachte noch, ob das gut geht mit dem Schweißapparat?“, erzählt ein Mann, der kurz vor dem Brand in der Videothek in der Rudower Straße 136 gewesen sein will. Es ging nicht gut. Der Mann hält sich seinen Pullover vors Gesicht und beginnt zu husten. Es regnet Asche. Dicker schwarzer Rauch zieht durch die Straße. Ein Angestellter der betroffenen Videothek „Videoworld“ berichtet: „Ich hatte gegen 12.30 Uhr bemerkt, dass es verbrannt riecht, wie angebranntes Popcorn.“ Die Mitarbeiter hätten die Bauarbeiter, die mit Dacharbeiten beschäftigt waren, informiert. „Die wollten aber erst mal nicht die Feuerwehr rufen, sondern den Brand selbst löschen“, behauptet der Mitarbeiter. Er habe dann selbst zum Hörer gegriffen. „Wir haben es noch gerade rechtzeitig geschafft, die Kunden herauszuführen. Fünf Minuten später ist der Dachstuhl eingestürzt“, berichtet der Mitarbeiter der Videothek. Der Bauarbeiter, der den Löschversuch unternommen hatte, erlitt eine Rauchgasvergiftung.

Als die Feuerwehr schließlich eintrifft, ist die Videothek nicht mehr zu retten. Ihre Ruine liegt im Hinterhof des Gebäudes. Das Feuer ist unterdessen schon auf das viergeschossige Vorderhaus übergesprungen und bis zum Dach durchgeschlagen. Die Feuerwehr beschneidet Bäume, um mit der Teleskopleiter besser von oben löschen zu können. An der Fassade rinnt Löschschaum langsam herab wie Eiweiß. Einzelne Trupps dringen über die Außentreppe des Gebäudes zum Dachstuhl vor. Doch trotz aller Mühen ist auch zwei Stunden nach Alarmierung der Brand nicht unter Kontrolle. Auf einer Fläche von insgesamt 1550 Quadratmetern brennt das Gebäude aus. Um 15:40 Uhr gelingt es der Feuerwehr, die Situation zu stabilisieren. „Angrenzende Gebäude konnten gehalten werden“, sagt ein Sprecher.

Er ist derzeit hoch beschäftigt. Am Montagmorgen brannten Kellerverschläge eines Seniorenheims in Charlottenburg. Und auch die Brandstiftungsserie in Neukölln ging am Wochenende weiter. Einen Monat lang war es ruhig geblieben. Am Sonntag legten Unbekannte nun gleich zweimal Feuer in Neuköllner Treppenhäusern. In Hellersdorf brannte in der Nacht zu Montag ein Kinderwagen. Insgesamt 14 Menschen mussten mit einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus.

Die Häufung von Zündeleien in Neuköllner Treppenhäusern begann Anfang März. Bei dem verheerendsten Feuer dieser Serie waren am 12. März in der Neuköllner Sonnenallee drei Menschen, darunter ein Baby, ums Leben gekommen. Die Polizei hat eine Belohnung von 25 000 Euro für Hinweise ausgesetzt.T. Buntrock/S. Gennies

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