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Berlin: Rechnungshof prüft Fusion der Zahnklinik

Hat der Charité-Vorstand falsch gerechnet?

Der Berliner Landesrechnungshof prüft die Fusion der Charité-Zahnkliniken an einem Standort in Wilmersdorf. Wie berichtet, verlegt die Charité aus Kostengründen die Zahnklinik-Nord in Wedding an die Zahnklinik-Süd in der Aßmannshauser Straße. Der Anlass für die Wirtschaftlichkeits-Prüfung sei eine Eingabe, bestätigt eine Sprecherin des Rechnungshofes dem Tagesspiegel. Über den Inhalt wollte sie keine Angaben machen.

Mitarbeiter der Zahnklinik-Nord wehren sich noch immer heftig gegen den Umzug, den der Vorstand des Universitätsklinikums vor über zwei Jahren beschlossen hatte. Eine der Grundlagen für die Entscheidung waren Gutachten, die den Gebäuden der Zahnklinik-Nord einen sehr viel höheren Sanierungsbedarf bescheinigten, als denen in Wilmersdorf. Seit Monaten machen nun Spekulationen an den Kliniken die Runde, dass die Gutachter am falschen Ort gewesen seien. Nicht das Gebäude der Zahnmedizin in Wedding sei in Augenschein genommen worden, sondern die nahezu leer stehende und angejahrte Unterkunft der dritten Charité-Zahnklinik in Mitte.

Der Vorstand dementiert: „Natürlich waren die Gutachter an der richtigen Stelle“, sagt Charité-Sprecherin Kerstin Endele. Man habe die Entscheidung zum Umzug sorgfältig nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten abgewogen: Die Konzentration der Zahnmedizin in Wilmersdorf sei die kostengünstigere Variante gewesen. Und durch die nun gefundenen Nachnutzer der Gebäude in Wedding – unter anderem die Transfusionsmedizin – sei der ökonomische Nutzen sogar noch größer als ursprünglich geplant.

Das aber bezweifeln Kritiker. „Der Umzugsbeschluss wurde ohne exakte Kostenkalkulation getroffen“, sagt Paul-Gerhard Jost-Brinkmann, stellvertretender Institutsdirektor der Charité-Kieferorthopädie. Man wisse nicht, welche Variante die günstigere ist. Als Beispiel nennt JostBrinkmann die Softwareausstattung der Zahnmedizin in Wilmersdorf, die im Gegensatz zur Zahnklinik-Nord nicht mit der zentralen Patientenverwaltung der Charité kompatibel sei. Die Nachrüstung koste einen sechsstelligen Betrag. Außerdem würde durch die Zusammenlegung die Patientenzahl langfristig sinken. Derzeit behandelt die Zahnklinik-Nord rund 50 000 Patienten, die Klinik-Süd rund 28 000 Patienten im Jahr.

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