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Premierengäste. Dustin Hoffman, der vielleicht demnächst in der Deutschen Oper sein "Quartett" präsentiert, und Jack Black tanzten 2008 auf der Premiere von „Kung Fu Panda“.

© DAVIDS

Roter Teppich: Von Sklavenhändlern und Schlussmachern

Das Jahr hat kaum begonnen, da reiht sich bereits Premiere an Premiere. Zudem werden reihenweise Stars erwartet Unter ihnen Brutalo-Filmer Quentin Tarantino, Komödiant Matthias Schweighöfer, Oscar-Gewinner Denzel Washington – und vielleicht auch Dustin Hoffman.

„Same procedure as last year?“ Keineswegs, nicht auf dem roten Teppich. Denn wenn auch vieles, was über den Premierenreigen des neuen Filmjahres bislang bekannt wurde, eine Variante der lang vertrauten Rituale darstellt – einiges hat man hier doch noch nicht oder nur sehr selten erlebt. So war die Deutsche Oper in der Bismarckstraße zwar schon Schauplatz unzähliger musikalischer Galaabende, als Premierenkino konnte sie sich aber bislang nicht etablieren. Am Vormittag des 20. Januar hingegen gehört die dann mit einer Riesenleinwand ausgestattete Opernbühne dem Kino. Auf dem Spielplan steht die Deutschlandpremiere des Spielfilms „Quartett“, für die es auch Kaufkarten gibt. Dustin Hoffman debütiert damit als Regisseur und wurde auch bereits im Rahmen der Hollywood Film Awards am 22. Oktober mit dem Hollywood Breakthrough Direktor Award ausgezeichnet.

Als Schauspieler war er wiederholt in Berlin, so im Sommer 2008 bei der Premiere von „Kung Fu Panda“. Ob er auch als Mann hinter der Kamera den Weg in die Stadt findet, steht noch nicht fest, eingeladen ist er aber und hochwillkommen sowieso. Aber Dame Gwyneth Jones, als dramatische Sopranistin eine Opernlegende und 76-jährig in „Quartett“ erstmals als Schauspielerin vor der Kamera, kommt bestimmt, schon weil die Deutsche Oper zu ihren vielen Auftrittsorten gehörte: Vor ziemlich genau 21 Jahren beispielsweise konnte dort eine Vorstellung von Puccinis „Turandot“ ihretwegen nur mit beträchtlicher Verzögerung beginnen. Der Andrang der Opernfreunde, die sie zum ersten Mal in Berlin in der Titelrolle erleben wollen, war zu groß.

„Quartett“ geht auf das gleichnamige Bühnenstück von Ron Harwood zurück. Schauplatz ist eine Seniorenresidenz für Opernstars, die titelgebenden vier Stimmveteranen hatten einst eine legendäre Plattenaufnahme des Quartetts „Bella figlia dell’amore“ aus Giuseppe Verdis „Rigoletto“ geschaffen, das nun noch einmal als gemeinsames Konzert dargeboten werden soll – angesichts der weiterhin beträchtlichen Divenhaftigkeit des soeben neu eingetroffenen, von Maggie Smith gespielten Opernstars Jean keine leicht zu bewältigende Aufgabe.

Auf den Komponisten, dessen Geburtstag sich im Oktober zum 200. Mal jährt, geht auch das Mailänder „La Casa di Riposo per Musicisti“, heute kurz Casa Verdi, zurück, das, vermittelt durch einen 1984 gedrehten Dokumentarfilm, die Anregung zu dem Bühnenstück gegeben haben soll. Verdi hatte den Alterssitz für ehemalige Opernsänger 1896 gegründet und nach einer Anekdote kurz vor seinem Tod auf die Frage nach seinem größten Werk geantwortet: „Mein Altenheim in Mailand.“

Bis zur „Quartett“-Premiere ist es noch einige Zeit hin, aber Berlin wäre nicht Berlin, müssten sich die Autogrammjäger so lange ohne Stars gedulden. Nach der ersten Premiere des Jahres – „Paradies: Liebe“ an diesem Mittwoch im Kino in der Kulturbrauerei, mit Regisseur Ulrich Seidel und Hauptdarstellerin Margarethe Tiesel – geht es am Montag mit „Schlussmacher“ im Cinestar am Potsdamer Platz weiter. Erwartet werden Matthias Schweighöfer, nach „What a Man“ zum zweiten Mal in der Doppelrolle als Regisseur und Hauptakteur, dazu als weitere Darsteller Milan Peschel, Nadja Uhl, Richy Müller, Heiner Lauterbach sowie Schweighöfers Mutter Gitta. Papa Michael kommt natürlich ebenfalls.

Die Story des Films steckt bereits im Titel. Hauptperson Paul, gespielt von Schweighöfer, übermittelt für eine Berliner Trennungsagentur das Aus ihrer Kunden an deren Partner. Im wahren Leben soll dafür eine SMS genügen, im Film erledigt die emotionale Drecksarbeit eben Paul – bis er in Toto (Milan Peschel) an einen allzu sensiblen und bald allzu anhänglichen Klienten gerät.

Am Rande des roten Teppichs gibt es aber noch eine zweite Premiere: „Roli“ hat seinen ersten Auftritt, ein von dem britischen Unternehmen Engineered Arts Limited entwickelter menschenähnlicher Roboter, der im Auftrag der Filmtrailer-Plattform flimmer.de als interaktiver „Filmreporter“ mit Livestream-Möglichkeit auf den Weg geschickt wird.

Der Starauftrieb geht tags darauf gleich weiter: Am 8. Januar wird wiederum im Cinestar die Deutschlandpremiere von „Django Unchained“ gefeiert, mit Regisseur Quentin Tarantino und seinen Stars Jamie Foxx, Leonardo DiCaprio, Samuel L. Jackson, Christoph Waltz und Kerry Washington. Der Film erzählt eine Geschichte in typischer Tarantino-Manier, die sich in den Südstaaten zwei Jahre vor Ausbruch des Sezessionskrieges abspielt, mit Haus- und ehemaligen Sklaven, Sklavenhändlern und Kopfgeldjägern als Personal. Auf ihre Weise sind sie ebenfalls allesamt „Schlussmacher“, doch anders als Paul in blutig-finaler Weise.

Am 21. Januar schließlich steht „Flight“ auf dem Programm – nach bisheriger Planung in der Astor Film Lounge und vorgestellt von Regisseur Robert Zemeckis und Hauptdarsteller Denzel Washington, der für die Rolle des Piloten Whip Whitacker für einen Golden Globe nominiert wurde. Nichts für Menschen mit Flugangst: Nur durch ein tollkühnes Manöver kann Captain Whitaker seine schon todgeweihte Passagiermaschine vor dem Zerschellen bewahren. Anfangs als Held gefeiert, stellt sich aber heraus, dass er unter Drogeneinfluss stand.

Auch nach der „Flight“-Landung müssen Premierenfans nicht darben, die Berlinale ist in Sicht. Von deren Stars ist noch nicht viel zu hören, dieser aber steht fest: Matt Damon in „Promised Land“.

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