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So sah es am Bethaniendamm in den Achtzigern noch aus.

© akg-images / Nelly Rau-Haering

Rückblick: Vom Kanal zur Grünanlage, zum Todesstreifen und wieder zurück

Der Luisenstädtische Kanal hat eine aufwühlende Geschichte hinter sich. Als Schifffahrtskanal einst ausgehoben, wurde er im Zuge des Mauerbaus zugeschüttet. Zehn Jahre nach dem Fall der Mauer wurde das Becken wieder ausgebaggert.

Luisenstädtischer Kanal

1848 entschied die Stadtverwaltung, eine schiffbare Verbindung zwischen Spree und Landwehrkanal zu schaffen. Der Luisenstädtische Kanal errang jedoch kaum größere Bedeutung für den Verkehr. 1926 bis 1929 wurde der Kanal zugeschüttet und zur Grünanlage umgestaltet, die etwa 1,60 Meter unterhalb des Straßenniveaus verlief. Eingefasst war die Anlage nach beiden Seiten durch Mauern. Nach dem Krieg nutzte man die Vertiefung, um Trümmerschutt loszuwerden.

Die Grenzanlagen

Für die Grenzbauer war der zugeschüttete Luisenstädtische Kanal eine willkommene Erleichterung. Die natürliche Breite reichte für die wichtigsten Einrichtungen im Todesstreifen. Das Engelbecken wurde mit Trümmerschutt aufgefüllt und ergab so eine große Sichtfläche zum Aufspüren von Flüchtlingen.

Engelbecken

Das Engelbecken wurde erst mit Trümmerschutt verfüllt, als die Grenzanlagen entstanden. Als Folge stieg der Grundwasserspiegel in der Umgebung stark an. 1999 wurde das Becken wieder ausgebaggert und die Grünalage drumherum restauriert. Im Becken sprudeln mittlerweile 16 Fontänen.

Kreuzberg und Alt-Mitte

Bis zur Schaffung Groß-Berlins 1920 war Luisenstadt ein eigenständiger Stadtteil, der von der Spree im Norden bis zur Skalitzer Straße im Süden reichte. 1920 wurde die Luisenstadt den Bezirken Mitte und Kreuzberg zugeschlagen. Charakteristisch sind große Hinterhofflächen, in denen sich Gewerbe ansiedeln konnte. Durch die Trennung nach dem Krieg nahmen der nördliche und südliche Teil der alten Luisenstadt völlig unterschiedliche Entwicklungen. Obwohl die Mauer seit 20 Jahren verschwunden ist, wächst die Stadt an dieser Wunde nur sehr langsam zusammen. Ein Bürgerverein versucht seit 1991, neue Brücken zwischen Alt-Mitte-Süd und Kreuzberg-Nord zu schlagen.

Die Mauer trennte die Gemeinde von ihrer St.-Thomas-Kirche. Entlang der Grenze führte ein schmaler Weg.

© Rabascall / akg-images

Grenzkirchen

Direkt an der Grenze lagen die katholische Sankt-Michael-Kirche (Engelbecken) und die evangelische Sankt-Thomas-Kirche (Bethaniendamm). Sankt Michael wurde im Krieg stark zerstört. Bis heute ist das Längsschiff ohne Dach. Die Gemeinde blieb auch nach der Wende in Ost und West gespalten. St. Thomas verlor durch den Mauerbau den nördlichen Teil seines Gemeindegebietes - und hat ihn bis heute nicht zurückerhalten.

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