zum Hauptinhalt

Berlin: Rührendes Kräftemessen

Brandenburgs beste Köche zeigen am Freitag bei einer Gala in Potsdam ihr Können

Potsdam - Allen Gerüchten und kabarettistischen Verhöhnungen zum Trotz: In Brandenburg gibt es gute Restaurants, und niemand, der in die Weiten des Landes aufbricht, muss ein Lunchpaket mitnehmen. Dennoch ist der Erfolg für die besseren Köche des Landes keine Selbstverständlichkeit. Einige von ihnen haben sich in der Aktion „Brandenburg kocht auf“ zusammengeschlossen, um in regelmäßigen Abständen auf ihr Können aufmerksam zu machen, und von außen ist die Agentur Desas mit ihrem „Großen Gourmet-Preis“ hinzugestoßen, der bereits in mehreren Bundesländern der Spitzenküche ein Forum schafft. An diesem Freitag findet diese Gala im Kongresshotel Potsdam statt, unterstützt von den Potsdamer Neuesten Nachrichten, der Schwesterzeitung des Tagesspiegels.

Das Konzept des Preises garantiert, dass immer die besten Köche des jeweiligen Bundeslandes an den Start gehen. Sie werden mit Hilfe einer Auswertung der wichtigsten Restaurantführer ermittelt. Auf den ersten fünf Plätzen des Jahres 2010 finden sich: Alexander Dressel (Bayrisches Haus, Potsdam), Oliver Heilmeyer (Zur Bleiche, Burg), Frank Schreiber (Goldener Hahn, Finsterwalde) Steffen Specker (Speckers Gasthaus, Potsdam) und Torsten Voigt (Schloss Hubertushöhe, Storkow). Sie kochen auch für die Gäste der Gala. Als Gast tritt Michael Kempf vom Berliner „Facil“ an.

Alexander Dressel hat ein zwiespältiges Jahr hinter sich: Der Guide Michelin entzog aus heiterem Himmel den schon mehrere Jahren funkelnden Stern, während der Gault-Millau-Guide seine Wertung von 16 auf 17 Punkten erhöhte und die Küche für einen qualitativen Sprung lobte. Der gebürtige Berliner trat seine erste Stelle als Küchenchef im Berliner „Borchardt“ an und kam nach Stationen in Kitzbühel und Montalcino 2003 nach Potsdam. Nach und nach entwickelte er auf der Basis regionaler Produkte einen eigenen Stil: Da kann es eine Gänseleberterrine mit Mirabellen auf Grünteegelee geben oder Kalbsrücken mit Trauben, Petersilienwurzel und Ziegenkäse-Ravioli.

Oliver Heilmeyer ist der dienstälteste der Top-Köche. Der gebürtige Schweizer kam schon 1997 als Küchenchef in die „Bleiche“. Er hat diese Zeit genutzt, um sich mit den regionalen Produkten vertraut zu machen und wird deshalb vom Gault-Millau als einer der wichtigsten Exponenten der neuen Regionalküche bezeichnet. Typisch für diese Küche ist beispielsweise das Saiblingsfilet mit Leinölschaum, marinierten Gemüsen und Fenchelpollen. Heilmeyer ist mit 18 Gault-Millau-Punkten bewertet und trägt einen der beiden Sterne im Land.

Frank Schreiber ist der einzige eingeborene Brandenburger unter den Kollegen und auch insofern bemerkenswert, als er in Finsterwalde in dritter Generation einen Familienbetrieb führt. Auch seine Küche öffnet sich mehr und mehr regionalen Einflüssen und Produkten wie bei der kalten Gurkensuppe mit Meerrettich, Räucheraal und Leinöl-Kieselsteinen.

Ein Familienbetrieb, wenn auch jüngeren Datums, ist Speckers Gasthaus in Potsdam. Gottfried Specker hatte sich nach langen Jahren in Mallorca zunächst in Berlin niedergelassen, wechselte dann in die Potsdamer Ratswaage und eröffnete Ende 2007 das eigene Gasthaus in der Jägerallee. In der Küche gibt der Schwiegersohn Steffen Specker den Ton an, den Service leitet Tochter Tina – eine gute Kombination, die eine unkomplizierte Atmosphäre schafft. Der gebürtige Bayer kochte im Münchner Königshof, im Adlon und auf dem Hamburger Süllberg, in Potsdam brachte er es auf 15 Gault-Millau-Punkte.

Torsten Voigt schließlich ist der zweite brandenburgische Küchenchef mit Michelin-Stern. Der gebürtige Erfurter arbeitete bei Christian Lohse in Berlin und Dieter Kaufmann in Grevenbroich; erste Erfolge als Chef feierte er im „Buddenbrooks“ in Travemünde, 2008 wechselte er nach Storkow. Der Gault-Millau gibt ihm 16 Punkte. Seine Küche orientiert sich ganz am modernen französisch-mediterranen Stil, beispielsweise beim Schollenfilet mit Langustinen und Fenchel-Orangen-Sauce. Bernd Matthies

Freitag, 10.September, ab 18.30 Uhr, Kongresshotel Potsdam, Am Luftschiffhafen 1, Tel. 0331/907-75555, Eintritt incl. Menü, Getränken und Showprogramm 160 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false