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Kotenev

© Kai-Uwe Heinrich

Russische Botschaft: Glanzvoll das Image pflegen

Russlands Vertretung setzt auf Außenwirkung. Vladimir Kotenev lädt gerne zu Festen in seine Botschaft ein.

Russland zeigt sich von seiner glanzvollsten Seite. Noch ist der große September-Ball in aller Munde. Am Samstagabend empfingen Botschafter Vladimir Kotenev und seine Frau Maria schon wieder zu einem Superlativ, wenn auch im deutlich kleineren Rahmen. Das Tschaikowsky-Jahr wird eigentlich erst nächstes Jahr gefeiert, aus Anlass des 140-sten Geburtstags. Der Botschafter gab sich stolz, als wohl Erster den Beginn der weltweiten Feierlichkeiten einzuläuten. Und zwar mit niemand Geringerem als Piano-Star Lang Lang. Auch an diesem Abend galt die inzwischen bekannte Regel: „In der russischen Botschaft kann man nicht overdressed sein“. Folgerichtig trugen die Damen zum Konzert Cocktailkleider mit viel Strass und Spitze.

Public Diplomacy heißt der Fachausdruck für dieses Phänomen. Mithilfe von Glamour wollen Vladimir und Maria Kotenev das angeschlagene Image ihres Landes in Deutschland verbessern und ein gutes Wirtschaftsklima schaffen. Die Glamourshow soll ein anderes Russland zeigen und überstrahlen, was Terror und Krieg an Schatten werfen. Partys produzieren positive Nachrichten.

Amerikaner, Franzosen und Engländer haben sich in den letzten Jahren zurückgehalten, beschränken größere Partys auf die Nationalfeiertage. Der Nationalfeiertag selbst ist bei den Russen eine vergleichsweise unspektakuläre Veranstaltung. Eine herzige Party zum Valentinstag, eine Gala für russische Mode oder eine seelenvolle Weihnachtsshow zeigen schon eher, mit wie viel Fantasie hier am Sympathiefaktor gebastelt wird. Sind Einladungen erst begehrt, erhöht sich der Prominentenanteil von selber. Außerdem lassen sich trotz Krise anders als in vielen anderen Ländern mit und in Russland immer noch gute Geschäfte machen.

Am Samstagabend also beglückwünschte der Botschafter erst mal die Deutschen zum „sehr wichtigen“ Fußballsieg. Dann erklärte er seinen Gästen, warum ausgerechnet der Chinese Lang Lang „den rätselhaften Teil der russischen Seele“ ergründe. Russland sei eine riesenlange Brücke nach China. Den Übergang zum Sponsorenlob schaffte er mit routinierter Eleganz. „Jetzt heißt es ‚Horch!‘“ klang für seine Verhältnisse auf Anhieb zwar überraschend holperig. Aber dann fuhr er fort: „… was auf Lateinisch Audi heißt …“. Bei der Modegala war BMW-Chef Hans-Reiner Schröder Miterfinder des Events. Russen mögen deutsche Autos. Deutsche Mode lässt sich in Russland ebenfalls gut verkaufen.

Das Konzert selbst war, wie Moderator Ulrich Deppendorf es beim anschließenden Empfang präzise formulierte, „Kurz Kurz“, etwa 15 Minuten lang, bekam aber trotzdem stehende Ovationen. Umso länger zog sich der anschließende Empfang mit russischen Delikatessen wie Lachs und Pelmeni. Unter den Zuhörern waren Produzent Jack White, Verleger Florian Langenscheidt, Designerin Sandra Pabst, Christina Rau, Egon Bahr und Moderatorin Sabine Christiansen. Mit 250 Gästen ein vergleichsweise intimer Abend. Das Image wird er wohl trotzdem mitpolieren. Elisabeth Binder

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