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Moritz Trautner will nicht, dass Aliens uns die Arbeitsplätze wegnehmen.

© WeGÜDA

Satirebewegung gegen Pegida: Bier sind das Volk!

"Nigewida", "Wedüda" und "Blegda" protestieren gegen die "Salamisierung des Abendlandes" oder "Bierquälerei". Während Pegida und Bärgida schwächeln, übernimmt die Internet-Spaßguerilla die Straße mit Gaga-Forderungen.

Mit geübtem Handgriff zurrt Marek das Banner fest. Zum neunten Mal bereitet er auf dem Rathenauplatz in Oberschöneweide die Kundgebung der Nigebida vor. Ein Kasten Bier wird bereitgestellt. Schon nähern sich die ersten Mitstreiter. Die Staatsmacht ist mit zwei Polizeibeamten vor Ort, da die Versammlung mit den markigen Worten „Wir machen ein Fass auf!“ angekündigt wurde. Ein Vertreter der Systemmedien bettelt um ein Interview, bekommt vorerst aber nur ein Bier in die Hand gedrückt. Man steht herum und trinkt einen Schluck.

Worum geht es hier? Protest der deutschen Biertrinker gegen die Überflutung der Volkskehle mit tschechischen oder mexikanischen Bieren? Trotziges Aufbegehren gegen belgische Karamellgeschmack-Biere? „Nein“, sagt Marek, „wir sind gegen das deutsche Reinheitsgebot.“ Dann richtet sich der Zorn der Bierfreunde womöglich gegen Hipster-Parallelgesellschaften, in denen Ingwertee dominiert? Weit gefehlt. Nigebida ist die Abkürzung für „Nie genug Bier da“. Freunde der gepressten Traube „Nigeweida“ haben sich unlängst in die Nigebida-Bewegung problemlos integriert.

Stoppt Bierquälerei!

Inzwischen wird unter diesem Banner in zwölf deutschen Städten demonstriert. „Man kann längst von einer Bewegung sprechen“, sagt Marek und überreicht das Positionspapier, das hier „TresenpaBier“ genannt wird. Die Kernforderungen: „Stoppt Bierquälerei!“, „Bier trinken gegen populistischen Verfolgungswahn!“ und „Umbenennung des BER-Flughafens in BIER-Flughafen Harald Juhnke“.

In Zeiten, da die Pegida, Legida und Bärgida schwächeln, haben die ironischen Konkurrenzunternehmen Aufwind. „Blegda“ ist eine ähnliche Initiative, wie „Nigebida“ bei Facebook gegründet: „Beleidigte Leberwurst gegen die Salamisierung des Abendbrotes“. Auch hier sind die Ziele diffus. Ist das deutsche Abendbrot überhaupt noch souverän? Auf jeden Fall fühlt es sich durch galoppierende Salamisierung bedroht. Die angestammte Leberwurst, so heißt es, wird zunehmend verdrängt. Auch die Schweinskopfsülze fühlt sich dem Vernehmen nach nur noch als Aufschnitt zweiter Klasse. Man warnt vor der unkontrollierten Zuwanderung von Salami in unser digestorisches System.

Weg mit dem Lügenkino!

Einen kühnen Schritt weiter ging Moritz Trautner mit der Vereinigung „Wegüda“: Weltbürger gegen die Übernahme durch Außerirdische. Radikale Forderungen auch hier: „Wehret den Anfängen, kein Asyl für Aliens, LÜGENKINO!“ Vehemente Kritik an der Alien-Darstellung durch das Hollywood-Kino verbindet sich mit Enthüllungen von bisher unbescholtenen Show- und Sport-Promis als Aliens: Dieter Bohlen und Cristiano Ronaldo. Trautner warnt: „Wenn wir den Aliens hier den roten Teppich ausrollen, dann können wir uns bald nicht mehr vor Außerirdischen retten. Mischehen wären die Folge, die unser menschliches Erbgut verwässern!“ Der Wegüda-Aktivist sucht noch Unterstützer: Zur ersten Demo vom Frankfurter Tor zum Alexanderplatz kamen letzte Woche nur fünf Personen.

Da sind die Nigebida-Demonstranten schon weiter. Zwölf Personen frönen trotz Wind und Regen auf dem Rathenauplatz geschlossen dem Bierkonsum. Vor drei Wochen waren schon 70 Leute da. Ihre natürliche Heimat ist Obierschöneweide mit seiner langen Tradition der Brauereien und Kneipen – es gab einmal 113 Kneipen im Kiez. Marek und seine Mannen wollen weiter Flagge zeigen: „Solange es Pegida, Legida und Bärgida gibt, werden wir jeden Montag hier ab 17 Uhr stehen und gegen den populistischen Verfolgungswahn trinken. Bier sind das Volk!“

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