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SCHADSTOFFE: Wie Sulfat und Eisen ins Wasser kommen

DER URSPRUNG Neben dem Eisenocker (chemisch Eisenhydroxid) ist die Spree mit Sulfat belastet. Beide Verbindungen entstehen, wenn rund um Tagebaue das Grundwasser abgesenkt wird.

DER URSPRUNG

Neben dem Eisenocker (chemisch Eisenhydroxid) ist die Spree mit Sulfat belastet. Beide Verbindungen entstehen, wenn rund um Tagebaue das Grundwasser abgesenkt wird. Dadurch gelangt Luftsauerstoff an das Mineral Pyrit (eine Eisen-Schwefel-Verbindung), das nun verwittert. Steigt dann wieder das Grundwasser, spült es die Reaktionsprodukte Eisen und Sulfat (eine Schwefel-Sauerstoff-Verbindung) zunächst in die Restlöcher. Dort ist das Wasser sauer und das Eisen bleibt darin gelöst. Steigt das Wasser weiter, fließt es zu den Flüssen wie der Spree. Darin ist das Wasser aber neutral – das gelöste Eisen flockt aus und bildet sichtbaren Eisenocker. Das Sulfat bleibt gelöst und unsichtbar.

DIE GEFAHREN

Eisenocker ist in den gegenwärtigen Konzentrationen in der Spree für den Menschen nicht schädlich. Aber für die Gewässer. „Indem sich die Flocken absetzen, werden die Wasserpflanzen und Bodenlebewesen wie Muscheln und Larven zugedeckt und gewissermaßen erstickt“, sagt Jörg Gelbrecht, Leiter der Chemischen Analytik und Biogeochemie am Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Auch Fische, die ihre Eier in kiesige Sedimente ablegen, finden keine Kinderstube für ihren Nachwuchs mehr. All das wirkt sich über die Nahrungskette auch auf größere Tiere wie Fischotter und Eisvogel aus. Bei der Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen dürfte es keine Probleme geben, sagt Gelbrecht. Die Eisenkonzentration sei zu gering, als dass die Pflanzen darunter leiden würden.

Sulfat kann dagegen zum Problem bei der Gewinnung von Trinkwasser werden. Höchstens 240 Milligramm Sulfat pro Liter darf es enthalten. Bei höheren Gehalten drohen Korrosionsschäden im Leitungsnetz, stark sulfathaltiges Wasser kann abführend wirken. Höhere Sulfatgehalte können zudem mittelbar zu verstärktem Algenwachstum in den Seen führen, die von der Spree durchflossen werden, sagt Gelbrecht. Er fürchtet, dass sich dann die Badewasserqualität in Neuendorfer See, Schwielochsee und Müggelsee wieder verschlechtern könnte. Vor allem in städtischen Bereichen tritt noch ein weiteres, teures Problem auf: Erhöhte Sulfatkonzentrationen schädigen Betonbauwerke.

DIE ABHILFE

Eisen lässt sich absetzen, in Brunnen, Becken, Restlöchern. Beim Sulfat sind aufwendigere Verfahren nötig, es wird noch geforscht. Ideal wäre, Sulfat und Eisen gleich an Ort und Stelle zu behandeln. Das Berliner IGB hat das Konzept eines künstlichen Feuchtgebiets mit Schilf und Rohrkolben entwickelt. An deren Wurzeln herrscht Sauerstoffmangel – gute Bedingungen, um aus Sulfat und Eisen wieder festen Pyrit zu machen. Diesen Vorschlag schickte es an die LMBV. Anfang September 2012 kam die Absage.

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