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Berlin: Schüsse im Café: Polizei vermutet Beziehungstat

Nach der Bluttat am Görlitzer Bahnhof haben die Ermittler eine Spur. Opfer waren schon straffällig

Einen Tag nach den Schüssen im „Café Linie 1“ am Görlitzer Bahnhof in Kreuzberg sind die beiden Opfer außer Lebensgefahr. „Ihr Zustand ist stabil“, sagte der Leiter der 8. Mordkommission, Bernhard Jaß. Die beiden Verletzten wurden im Laufe des Tages von der Kripo befragt.

Ohne Vorwarnung waren – wie berichtet – am Donnerstagnachmittag mehrere Täter in das Café gestürmt und hatten sofort auf den 32-jährigen Yildirim Y. und dessen Schwager, den 35-jährigen Zafer A., gefeuert. Danach flüchteten sie. Die Verletzten wurden im Krankenhaus notoperiert.

Zum möglichen Motiv der Tat wollte sich die Kripo aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern. Man habe nach den Vernehmungen zwar eine Ahnung, wer die Täter sein könnten und gehe den Spuren nach: Doch um die Ermittlungen nicht zu gefährden, hält sich die Kripo bedeckt. Aus Polizeikreisen war zu hören, dass alles auf eine Beziehungstat aus verletztem Ehrgefühl hindeutet.

Beide Opfer sind in der Vergangenheit mehrfach straffällig geworden. Yildirim Y. ist durch Drogendelikte, Körperverletzung und Diebstahl aufgefallen. Gefahndet worden sei schon öfter nach ihm, sagte ein Ermittler. Auch Y.s Schwager, Zafer A., ist polizeibekannt: Drogenbesitz, Verstoß gegen das Waffengesetz und Anzeigen wegen Beleidigungen stünden in seiner Akte, heißt es.

Der 32-jährige Yildirim Y. und seine Ehefrau sollen die Besitzer des Eckhauses an der Manteuffelstraße/Ecke Skalitzer Straße sein, in dem sich mehrere Läden und das „Café Linie 1“ befinden. In dem „Café Linie 1“, in dem am Donnerstag nach der Tat noch bis in die Abendstunden zahlreiche Zeugen vernommen worden waren, ging der Betrieb gestern völlig normal weiter. „Natürlich ist die Tat ein Gesprächsthema im Bezirk“, sagt ein älterer Türke, der sich dort mit einem Freund auf einen Kaffee traf.

Aber vor allem deutsche Gäste kommen in das Eck-Café am Görlitzer Bahnhof, um Tee und Kaffee zu trinken. „Warum das Ganze passiert ist, kann ich mir nicht erklären“, erzählt der Pächter des Cafés, Samin Karslioglu, der seit sieben Jahren hier arbeitet, aber zur Tatzeit nicht im Laden war. Yildirim Y. sei erst seit dem Besitzerwechsel vor knapp zwei Jahren sein Vermieter, Kontakt zu ihm habe er nicht. Nun fürchtet der studierte Maschinenbauer, dass sein Laden bei den deutschen Kunden möglicherweise in Verruf kommt.

Im Kiez um das Café sind Yildirim Y. und sein Schwager bekannt. Eine Verwandte, die nicht genannt werden will, berichtet, dass Yildirim Y. auch „der Pate“ genannt werde.

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