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Schulanmeldungen ausgewertet: Eltern machen einen Bogen um Brennpunktschulen

Jetzt sind die Plätze für die siebten Klassen verteilt. In Problemkiezen gibt es viele Enttäuschungen.

Schlechte Aussichten für Familien in Problembezirken: Bis zu 20 Prozent der Kinder müssen hier gegen ihren Wunsch auf Schulen geschickt werden, die nicht genug Anmeldungen haben. Am Sonnabend sollen ihnen entsprechende „Alternativangebote“ gemacht werden. Meist handelt es sich um ehemalige Haupt- oder Gesamtschulen im sozialen Brennpunkt, die einen schlechten Ruf haben, weil sie es seit Jahren nicht schaffen, attraktiver zu werden. Hier ballen sich leistungsschwache Kinder aus sozial schwierigem Umfeld. Die Bildungsverwaltung will jetzt einen erneuten Anlauf nehmen, diesen Schulen zu helfen. Dabei könnte auch die Einrichtung von Profilklassen für leistungsstärkere Kinder eine Rolle spielen.

Solche Klassen gibt es bereits an der Weddinger Gustav-Falke-Grundschule. Für Kinder mit guten Deutschkenntnissen gibt es hier Zusatzangebote im naturwissenschaftlichen und im Englisch-Unterricht. Auf diese Weise ist es gelungen, bildungsbewusste Eltern im Kiez zu halten. Er wolle „nicht ausschließen“, dass solche Klassen „an einzelnen Standorten Sinn machen“, sagte Bildungs-Staatssekretär Mark Rackles (SPD). Mit der Frage könne sich die Arbeitsgruppe beschäftigen, die jetzt auf Wunsch der Koalition das Übergangsverfahren an die Oberschulen auswertet, sagte Rackles. Abteilungsleiter Siegfried Arnz kündigte generell an, dass mit den schwachen Schulen Zielvereinbarungen geschlossen werden sollen, um sie voranzubringen.

Besonders stark gemieden werden Sekundarschulen in den Innenstadtbezirken, allen voran Friedrichshain-Kreuzberg, gefolgt von Neukölln und Mitte. Bis zum 11. Mai müssen die betroffenen Familien – berlinweit 1100 – entscheiden, ob sie die Ausweichschulen akzeptieren, die ihnen jetzt angeboten werden. Sie können aber auch selbst nach Alternativen suchen: Noch gibt es 770 freie Plätze an Gymnasien und 264 an Sekundarschulen. Welche – unbeliebten – Schulen das sind, wollte die Bildungsverwaltung aber nicht sagen, um ein Ranking zu vermeiden, wie Sprecherin Beate Stoffers dies begründete. Das bedeutet, dass die Eltern alle Bezirke abtelefonieren müssten, falls sie auf eigene Faust Schulen suchen wollen.

Die gute Nachricht: Für die Mehrheit der Siebtklässler klappt alles nach Wunsch.

Eine der Schulen, die jetzt im großen Stil unversorgte Schüler zugewiesen bekommt, ist die Neuköllner Kepler-Sekundarschule: Hier hatten sich nur 20 Schüler für 100 Plätze beworben, wie Schulleiter Wolfgang Lüdtke mitteilte. Er begründet die schwache Nachfrage damit, dass sie als einzige ehemalige Hauptschule im Bezirk nicht mit einer Realschule fusionieren konnten. Deshalb habe die Schule bei den Eltern noch das Label „Hauptschule“. Seiner Bitte, die Schule umzubenennen, um das Negativimage schneller loszuwerden, habe der Bezirk leider nicht entsprochen. Ob die Einrichtung von Spezialklassen für Leistungsstärkere Schulen wie seiner helfen könnte – da ist sich Lüdtke nicht so sicher, aber „nachdenken“ könne man darüber, sagte er.

Insgesamt hat sich das neue Verfahren zum Übergang aber bewährt. Trotz Losverfahrens landen 95 Prozent aller Siebtklässler an ihren Wunschschulen. Das ist das wichtigste Ergebnis der diesjährigen Auswertung aller Anmeldungen an Sekundarschulen und Gymnasien. Bei den Gymnasien lag die Erfolgsquote sogar bei 98 Prozent.

Rackles betonte am Donnerstag, dass zu den nachgefragtesten öffentlichen Schulen auch ehemalige Hauptschulen gehören – allen voran die Werner-von-Stephan- und die Heinz- Brandt-Schule. Allerdings sind das die Ausnahmen. Ein Blick auf die Liste der nachgefragtesten Sekundarschulen (s. Tabelle) zeigt, dass es sich – mit Ausnahme der Weddinger Herbert-Hoover- und der Lichtenberger Alexander-Puschkin-Schule – ausschließlich um Schulen mit gymnasialer Oberstufe handelt.

Insgesamt hat sich gegenüber 2011 die Zahl der Schüler erhöht, die sogar ihre Erstwunschschule erreichten: Es waren 93,1 Prozent an Gymnasien und 83,1 Prozent an Sekundarschulen (2011: 91,7 bzw. 78,6 Prozent). Damals war die Konkurrenz härter, weil es einen größeren Jahrgang gab. Für 2012/13 sind nur 41 Sekundarschulen und 27 Gymnasien zu stark nachgefragt, für 2011/12 waren es 48 Sekundarschulen und 37 Gymnasien.

Auch zu der Anmeldesituation an den grundständigen Gymnasien äußerte Rackles sich. An den Schulen mit Schnelllernerzügen sind demnach noch insgesamt 27 Plätze frei (Lessing-, Dürer-, Humboldt-Gymnasium). Das stark nachgefragte Rosa-Luxemburg-Gymnasium kann, wie berichtet, noch eine weitere Hochbegabtenklasse aufmachen. Die anderen grundständigen Gymnasien verfügen noch über 150 freie Plätze. Hier geht es vor allem um altsprachliche und bilinguale Angebote.

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