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Wasserweg zur Schule. Die Fähre auf dem Tegeler See.

© Thilo Rückeis

Berliner Inselschule im Tegeler See: Ohne Fährmann kein Unterricht

Bis die "Unterbemannung" auf der Fähre nach Scharfenberg behoben ist, soll ein privater Dienstleister aushelfen. Die Wasserschutzpolizei war eingeschritten.

Die Sache ist die: Nicht jeder darf das Tau einer Fähre über den Poller am Anleger werfen – und sei die Fähre auch noch so klein. Befugt ist nur, wer eine betriebsärztliche Untersuchung plus Schifferdienstbuch vorweisen kann.

Was solche Vorschriften in der Praxis bedeuten können, bekam jetzt die Schulfarm Insel Scharfenberg im Tegeler See zu spüren: Wegen Personalmangels im Fährverkehr musste dort seit Ende der Weihnachtsferien der Unterricht ausfallen. Am Montag gelang es immerhin mittels der kleinen Zweitfähre, einen Teil der Schüler zur Schule zu bringen. Die anderen sollten zu Hause lernen. Frühestens ab diesem Mittwoch ist Rettung aus der Seenot in Sicht: Ein "privater Dienstleister" werde wohl einspringen, teilte die Bildungsverwaltung mit. Der genaue Zeitpunkt der neuen Transportlösung soll auf der Homepage mitgeteilt werden.

Elternschaft beklagt jahrelanges Provisorium

Aus der Elternschaft werden inzwischen aber Vorwürfe laut: Demnach wären – wegen des Schichtdienstes – eigentlich "drei Fährmänner und drei Fährhelfer" nötig, meinte eine Elternvertreterin. Dennoch habe die Bildungsverwaltung, die seit 2006 Träger der Inselschule ist, keine entsprechende Fährhelferstelle ausgeschrieben. Stattdessen habe es jahrelang das Provisorium gegeben, dass die kleine Fähre ("Ente") und die große Fähre immer im Wechsel gefahren seien, damit der Fährmann der "Ente" zwischendurch auf der großen Fähre den Fährhelfer ersetzen konnte, so die Darstellung.

Beschäftigte der Schule sollen im Notfall einspringen

Erst nachdem zwei der drei Fährmänner erkrankt beziehungsweise im Urlaub waren, sei es so brenzlig geworden, dass die Wasserschutzpolizei anlässlich einer Routinekontrolle, wie es hieß, beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Alarm schlug; das habe dann wegen "Unterbemannung" das Fahrverbot für die große Fähre ausgesprochen, hieß es bei der Wasserschutzpolizei.

Auf der kleinen Fähre geht es zwar ohne Fährhelfer, weil der Fährmann das Tau problemlos selbst befestigen kann, allerdings reicht sie nicht aus, um alle rund 550 Schüler und Beschäftigten pünktlich zum Unterricht zu transportieren.

Die Bildungsverwaltung konnte am Montag nicht bestätigen, dass drei Fährhelfer nötig seien. Vielmehr habe die Lösung mit den drei Fährmännern bislang gut funktioniert. Es sei das erste Mal, dass Urlaub und Krankheit zu einem derartigen Engpass geführt hätten, sagte Sprecherin Beate Stoffers. Daher reiche es völlig aus, wenn die Schulleitung künftig dafür sorge, dass einzelne Beschäftigte der Schulfarm "temporäre Fährhelferaufgaben" übernehmen könnten. Bis diese Formalitäten erfüllt seien, solle vorübergehend der private Dienstleister aushelfen.

Wer das Tau über den Poller geworfen hat, bis die Wasserschutzpolizei auf die "Unterbemannung" aufmerksam wurde, war am Montag nicht zu erfahren.

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