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Ausbildung: Der Bachelor ist richtig - im Prinzip

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D., erklärt was am Abschluss des Bachelors dran ist.

Für die einen ist der Bachelor der richtige Schritt in die Zukunft, für die anderen der Untergang der Universität. Mit der Einführung eines gestuften Ausbildungssystems und einem ersten Abschluss nach sechs Semestern ist an den Universitäten in der Tat eine Änderung eingetreten, die vielen wie eine Revolution vorkommt: Zügig, gut organisiert und praxisnah soll das Studium heute sein. Zwar ist der „Bologna-Prozess“, jene Vereinbarung von 1999, mit der ein einheitlicher europäische Hochschulraum bis 2010 geschaffen werden soll, der Auslöser, nicht aber der Grund für diese Entwicklung.

Innerhalb von 50 Jahren ist der Anteil der Studierenden an der relevanten Altersgruppe, also unter den 20- bis 25-Jährigen, von 300 000 auf rund zwei Millionen gestiegen – von 3,5 Prozent auf über 35 Prozent. Das Ausbildungssystem blieb im Prinzip gleich. Die durchschnittliche Studiendauer betrug rund 13 Semester, das Durchschnittsalter der Absolventen 28 Jahre. Lange bevor von „Bologna“ die Rede war, gab es immer wieder Bemühungen, das Universitätsstudium den veränderten Größenordnungen anzupassen. Alle Versuche scheiterten, im Wesentlichen entweder an der Weigerung der Professoren, Inhalte zu konzipieren, die in kürzerer Zeit studierbar waren oder am Widerstand der Studierenden, die entsprechende Änderungen als einen Handlangerdienst im Interesse des Kapitalismus bekämpften. Inzwischen hat sich die Stoßrichtung verändert: „Bologna“ ist an allem schuld.

Dabei sind Bachelor und Master die richtigen Antworten auf die Bedingungen der Massenuniversität. Nur müssen die Studieninhalte so konzipiert sein, dass sie von durchschnittlich talentierten und arbeitswilligen Studierenden auch bewältigt werden können. An den Universitäten scheint es immer noch Professoren zu geben, die das neue System kippen wollen, indem sie Konzepte torpedieren, die der zeitlichen Vorgabe Genüge tun.

An den Fachhochschulen, für die kurze Studiengänge nichts Neues waren, ist die Abbrecherquote gestiegen. Viel spricht dafür, dass sie sich zu sehr auf das prestigeträchtigere Angebot von Masterstudien kaprizieren und das vernachlässigen, was sie besser können: kürzere, verschulte Ausbildungsgänge anzubieten. Die Fehler wurden bereits im Vorfeld gemacht: Der Master gehört nicht an die Fachhochschule, der Bachelor nicht an die Universität. Dann aber hätten die Fachhochschulen überproportional ausgebaut werden müssen und nicht die Universität.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine e-mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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