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Schule: Eiligs Blechle

Der Cayman wird künftig das günstigste Porsche-Coupé sein – und ein Auto, bei dem Sportwagenfahrer auf nichts verzichten müssen

Niemand braucht unbedingt einen Porsche – daran lässt auch der Chef des Unternehmens, Wendelin Wiedeking, keinen Zweifel. Aber sehr viele Menschen wollen trotzdem einen haben – und deren Zahl wächst zusehends. Derzeit sogar schneller als die Produktionskapazitäten. 88 000 Fahrzeuge konnte Porsche im letzten Geschäftsjahr, das jeweils zur Jahresmitte beginnt und endet, absetzen. Und inzwischen strebt man voller Optimismus 100 000 Autos pro Jahr an. Mit einer Jahresproduktion von rund 15 000 Exemplaren soll sich Porsches neuestes Modell daran beteiligen – der Cayman S, der am 26. November offiziell an den Start geht.

Im Angebot der Zuffenhausener Sportwagenbauer spielt er dabei eine ganz besondere Rolle. Er ist das künftige Einstiegsmodell für alle, die zwar gerne einen Porsche, aber auf keinen Fall ein Cabrio fahren möchten. Die derzeit preiswertesten Porsche, der für 43 333 Euro angebotene Boxster und der 52 265 Euro teure Boxster S, haben nun einmal ein Stoffdach. Wer das nicht und trotzdem einen Porsche wollte, musste deshalb bislang erheblich tiefer in die Tasche greifen und mindestens 76 741 Euro für den einfachsten 911 Carrera auf den Tisch legen.

Mit dem Cayman S bietet sich nun eine erschwinglichere Alternative. Denn hier ist man bereits mit 58 529 Euro dabei. Gewiss – auch das ist viel Geld für ein Auto. Doch als Gegenwert bekommt man nicht nur einen echten Porsche, sondern gleichzeitig ein Coupé. Und zwar eines, dessen Linie schon auf den ersten Blick überrascht. Trotz typischer Porsche-Elemente zeigt der Cayman S verglichen mit dem 911 eine deutliche Eigenständigkeit. Das gilt vor allem für die Dachlinie mit ihrer starken Wölbung, das lang gestreckte Heck und die großen Lufteinlässe vor den geschwungenen Kotflügeln.

Innen kommt einem der Cayman S allerdings schnell bekannt vor, wenn man bereits im Boxster gesessen hat. Mit dem Cabrio hat er nicht nur im Interieur, sondern auch beim technischen Konzept viel gemeinsam, so dass auch die Zuffenhausener Boxster und Cayman als eine Modellfamilie sehen. Wer allerdings meint, der Cayman sei nichts weiter als ein Boxster mit festem Dach, erliegt einem schweren Irrtum. Der Cayman ist mehr und kann mehr als der Boxster.

Zum einen hat er ein spürbar kräftigeres Triebwerk, das aus einem Hubraum von 3,4 Litern beachtliche 217 kW (295 PS) herausholt. Zwischen 4400 und 6000/min stemmt es ein Drehmoment von maximal 340 Nm auf die Kurbelwelle. Da sein Zylinderkopf vom 911 Carrera stammt, hat er als einziger Porsche außerhalb der 911er-Reihe die Nockenwellen- und Ventilhubverstellung VarioCam Plus. Und dann hat er als Coupé eindeutig eine stabilere Karosserie als der offene Boxster. Dank der Verbindung mit dem straffen Fahrwerk und serienmäßigen 18-Zoll-Rädern, die auf Wunsch auch im 19-Zoll-Format verfügbar sind, tut das dem Fahrverhalten spürbar gut.

Obwohl bereits der Boxster dank seines Mittelmotors und der damit verbundenen idealen Gewichtsverteilung selbst bei flottester Kurvenfahrt satt und sicher auf der Straße liegt – der Cayman S kann das alles noch ein wenig besser. Gerade einmal 5,4 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 und maximal 275 km/h – das sind schon beeindruckende Werte. Da überrascht es nur wenig, dass dieses Auto den Boxster klar hinter sich lässt und dem Carrera nahe auf den Fersen bleibt.

Doch das heißt nicht, dass man dieses Auto unbedingt flott bewegen muss. Auch bei moderater Fahrweise bereitet der Cayman S ausgesprochenes Fahrvergnügen, denn er zeigt sich angenehm komfortabel. Und er erspart den Ohren jene kräftigen Töne, mit denen sich das direkt hinterm Fahrer liegende Aggregat bei höheren Drehzahlen unüberhörbar bemerkbar macht. Überdies ist er uneingeschränkt alltagstauglich, denn neben dem vom Boxster bekannten vorderen Kofferraum mit 150 Litern Volumen bietet er hinten noch einmal bis zu 260 Liter Stauraum. Reisen kann man im Cayman allerdings nur zu zweit, denn jene Notsitze im Carrera, auf denen auch einmal ein Kind mitfahren kann, gibt es bei ihm nicht.

Wer die sportlichen Qualitäten des Cayman S noch weiter ausreizen möchte, kann dieses serienmäßig mit der Fahrdynamikregelung PSM (Porsche Stability Management) ausgestattete Auto durch das Sport Chrono Paket und das aktive Dämpfersystem PASM (Porsche Active Suspension Management) mit seinen zwei Programmen entsprechend trimmen. Damit einher geht die Frage, ob es künftig für dieses Auto vielleicht ein noch stärkeres Triebwerk geben wird. Die Antwort der Porsche Verantwortlichen ist eindeutig ein „Nein“ – auch wenn größere Motoren im Cayman grundsätzlich Platz finden könnten. Sie bleiben dem Klassiker 911 vorbehalten, dem man auf keinen Fall Konkurrenz im eigenen Haus machen möchte.

Dem Cayman S wird dagegen nach der Porsche-Philosophie, bei ganz neuen Modellen als erstes die Spitzenversionen einzuführen, in absehbarer Zeit eine Variante mit einem etwas schwächeren Motor zur Seite treten – der Cayman wird in dieser Version nicht das Kürzel „S“ tragen und auch damit ein echter Porsche sein.

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