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Konferenz. Sechs Redakteure des „Rasenden Kuriers“ treffen sich jeden Dienstag in der Sancta-Maria-Schule in Zehlendorf, um die nächste Ausgabe zu planen.

© Thilo Rückeis

Förderschule Sancta Maria: Ausgezeichnete Reporter

Die Sancta-Maria-Schule in Zehlendorf ist die einzige private Förderschule für Kinder mit Lernbehinderungen Ihre Schülerzeitung, der „Rasende Kurier“, wird als eine der besten Deutschlands gekürt.

Beim „Rasenden Kurier“ geht es gerade gar nicht rasend zu, sondern ganz gemütlich. Die stellvertretende Chefredakteurin Inga malt ein knallbuntes Fehler-Suchbild mit einem Zeichenprogramm am Computer. „Das macht mehr Spaß als mit der Hand, weil es schwieriger ist“, sagt die rothaarige 13-Jährige. Geschickt klickt sie mit der Maus herum, so dass in kürzester Zeit ein Kinderzimmer mit Bett, Spielzeug und einem großen Familienfoto zu sehen ist. Ihre Kollegin Patricia gestaltet mit dem Layoutprogramm eine Foto-Seite zur Reportage über ihren Aufenthalt bei einer holländischen Gastfamilie. Und Diana schreibt für ihre Rezepteseite über Erdbeer-Schoko-Quark.

Wie an jedem Dienstagnachmittag arbeiten die sechs 13- und 14-jährigen Redakteure der Schülerzeitung „Rasender Kurier“ der Sancta-Maria-Schüler nach der wöchentlichen Redaktionskonferenz an der nächsten Ausgabe. Was dabei herauskommt, ist meist bemerkenswert. Sie sind schon daran gewöhnt, immer wieder Preise bei Schülerzeitungswettbewerben einzuheimsen. Aber dass sie bei einer Preisverleihung im Mai im Bundesrat sogar zur besten Schülerzeitung Deutschlands gekürt werden sollen, das ist dann doch richtig aufregend. „Müssen wir dann wieder auf eine Bühne?“, fragt Patricia die Lehrerinnen Heike Krüger und Frauke Fechner, die die Schüler bei der redaktionellen Arbeit anleiten. Die Lehrerinnen nicken. Und dann überlegt die Redaktion, was sie mit den 1000 Euro Preisgeld machen soll. Vielleicht eine Reise, gemeinsam mit den Mitschülern vom Arbeitslehre-Kurs, die für den Druck des Rasenden Kuriers verantwortlich sind.

Der Preis wird in mehreren Kategorien verliehen. Und der „Rasende Kurier“ gewinnt in der Kategorie Förderschule. Fünf der sechs Redakteure haben eine Lernbehinderung, einer eine geistige. Die katholische Sancta-Maria-Schule in Zehlendorf ist eine von sieben privaten Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt in Berlin – die einzige, die neben „Geistiger Entwicklung“ auch den Schwerpunkt „Lernen“ hat.

Zu dieser Schulform hätten Eltern eine sehr ambivalente, konträre Einstellung, sagt Frank Held von der Arbeitsgruppe Inklusion des Landeselternausschusses – zumindest zu den 43 staatlichen Schulstandorten mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“. Ein Teil der betroffenen Eltern glaube, dass ihre Kinder auf der Regelschule gemeinsam mit Kindern ohne Beeinträchtigung besser gefördert würden. Der andere Teil fürchte, dass Kindern wie Inga oder Diana an einer Regelschule die Erfolge fehlen würden, weil sie dort immer zu den Schwächeren gehörten. Im Inklusionskonzept, das die Schulverwaltung im vergangenen Jahr vorstellte, zurzeit aber wieder überarbeitet, ist vorgesehen, die Förderzentren mit dem Schwerpunkt „Lernen“ als Erste nach und nach zu schließen.

Thomas Fischer, Leiter der Sancta-Maria-Schule hingegen sagt, die Förderschule sei kein „Auslaufmodell“. Seine zumindest ist es nicht. 130 Plätze in 14 Klassen hat die Schule insgesamt, rund 60 Prozent davon sind von Kindern und Jugendlichen belegt, die in den angeschlossenen Wohneinrichtungen der Hedwigsschwestern leben. Die restlichen Plätze sind bei Eltern in ganz Berlin begehrt. Sie hätten viel mehr Anfragen als Plätze, sagt Schulleiter Fischer. Das liegt wohl auch an den besonderen Bedingungen.

„Die Schule ist eine Insel“, diesen Satz hört man von vielen Lehrern und Erziehern. Anders als an großen Förderzentren würden sich hier alle mit Namen und Gesicht kennen, sagt Schulleiter Fischer. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem sozialen Miteinander. Dabei hilft auch die Zeitung. „Liebe und Freundschaft“ war das Topthema der letzten Ausgabe. Kristin, eine von mehreren freien Autoren der Zeitung, hat einen Artikel geschrieben, wie eine gute Freundin sein muss: „rundherum nett.“ Die Ausgabe sei „weggegangen wie warme Semmeln“, sagt Lehrerin Frauke Fechner. Das sei meistens so. 240 Exemplare werden von jeder Ausgabe gedruckt und gelesen – auch von Lehrern und Eltern. Für die Schüler sei das Erfolgsgefühl wichtig, das so entsteht, sagt Frauke Fechner. Und in jeder Ausgabe steht unter dem von Chefredakteur Christian gezeichneten Comic: Fortsetzung folgt.

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