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Emily Dittmann2023_05_02
Besetzung EndFossil Melanchthon GymnasiumCredit: JONAS_KNORR

© Jonas Knorr/FFF Marzahn-Hellersdorf

Update

Klimaproteste an HU und Berliner Schule: Studierende und Schüler besetzen Räume an Uni und Melanchthon-Gymnasium

Am Dienstag besetzten Schüler einer Hellersdorfer Schule und Studierende der Humboldt-Universität Räume in ihren Institutionen, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen.

Von
  • Clara Dünkler
  • Johanna Treblin

| Update:

Es geht um die Klimakrise, Diversität und selbstverwaltete Räume: Rund 20 Schüler:innen des Melanchthon-Gymnasiums in Hellersdorf haben am Dienstagmorgen die Aula ihrer Schule besetzt, etwa 70 Studierende am späten Nachmittag den Emil-Fischer-Hörsaal der Humboldt-Universität. Sie sind damit dem Aufruf des Bündnisses #MayWeOccupy gefolgt, zu dem unter anderem die Gruppen „End Fossil“ und „Genug ist Genug“ gehören.

„Wir fordern Sozial- und Klimagerechtigkeit“, sagt Emily Dittmann von der Schüler:innen-Gruppe von End Fossil Berlin dem Tagesspiegel. Dittmann ist Schülerin am Melanchthon-Gymnasium und an der Besetzung beteiligt. Unter den rund 20 Besetzer:innen sind auch Mitglieder von Fridays for Future. Die Gruppe will an der Schule Bewusstsein für die Klimakrise und deren Folgen schaffen.

Der Unterricht soll nicht gestört werden

Nach Verhandlungen mit dem Schulleiter sei zunächst vereinbart worden, dass die Schüler:innen bis 15 Uhr in der Aula bleiben können, sagt Dittmann. In der Zeit wollen sie Workshops anbieten für alle Interessierten. Der Unterricht an der Schule sollte nicht gestört werden. Die Gruppe fordert weitere Verhandlungen mit der Schule über ihre Forderungen. Der Schulleiter selbst war für eine Stellungnahme am Dienstag nicht erreichbar.

So soll es am Gymnasium Pflichtworkshops zu Klimagerechtigkeit im globalen Süden geben sowie zu Globalisierung und ihren Umweltfolgen und sozialer Ungerechtigkeit im Allgemeinen. Im Rahmen von Projektwochen oder einem „Ökofach“ könnten Schüler:innen „lernen, wie sie nachhaltiger leben können und wie sie sich aktiv an der Bekämpfung des Klimawandels beteiligen können“, heißt es im Forderungskatalog.

Wir wissen, dass nicht alle Forderungen von der Schule erfüllbar sind.

Emily Dittmann , eine der Besetzer:innen am Melanchthon-Gymnasium

Weitere Forderungen: Schulen sollten eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einnehmen und daher Ökostrom beziehen, möglicherweise Solarzellen auf dem Dach installieren und besser isoliert werden. In der Mensa soll es veganes oder vegetarisches Essen geben, das weniger klimaschädlich ist. Auch sollen die Kosten für das Schulessen sinken, da es sich nicht alle leisten können. Auch die Einführung von Mülltrennung wird gefordert. „Wir können hier die Klimakrise nicht aufhalten, aber wir können kleine Schritte gehen, die leicht umzusetzen sind“, sagt Dittmann am Telefon.

Weitere Forderungen sind Unisex-Toiletten und mehr Einsatz gegen Diskriminierung in der Schule. Die Besetzer:innen wollen darüber hinaus Räume für politische Aufklärungsarbeit und Information sowie zur Selbstorganisation, mit dem Ziel, die eigenständige, politische Meinungsbildung zu fördern. Zu dem Zweck sollen Schüler:innen auch das Recht auf Streik eingeräumt werden. „Wir wissen, dass nicht alle Forderungen von der Schule erfüllbar sind“, sagt Emily Dittmann. Deshalb richten sie und ihre Mitstreiter:innen sich mit einigen ihrer Forderungen auch direkt an den Senat.

Besetzer an der Humboldt Universität haben Pläne für die nächsten Tage

Am späten Dienstagnachmittag dann besetzten etwa 70 Studierende den Emil-Fischer-Hörsaal der Humboldt-Universität. Der Hörsaal wurde von einem Aktionsbündnis aus zehn unterschiedlichen politischen Gruppierungen besetzt. Die Stimmung bei den Studis ist gut, als im Rahmen einer Vollversammlung die Besetzung ausgerufen wird, bricht Jubel aus. Die drei Hauptforderungen der Studierenden sind Schuldenstreichung für den globalen Süden, Vergesellschaften von Energieproduktion, höhere Löhne in Unis und mehr Bafög für Studierende. Konkrete Forderungen an die Universitätsleitung der HU sollen am Mittwoch ausgearbeitet werden.

Bereits vor Beginn der Besetzung zeigte die Polizei auf dem Uni-Gelände Präsenz. „Davon lassen wir uns nicht stören“, sagte Rina Kern, Sprecherin des Bündnisses, dem Tagesspiegel. Die Besetzer:innen haben bereits Pläne für die nächsten Tage: Workshops, Theateraufführungen und Konzerte sollen im Hörsaal stattfinden. Wann die Besetzung beendet wird, hänge mit der Kommunikation mit der Hochschulleitung zusammen, sagte Kern.

Das Bündnis #MayWeOccupy rief weltweit zu Schul- und Hochschulstreiks auf. Dem kamen, soweit nachvollziehbar, auch Studierende der Universität Bremen nach sowie eine Schule in Lissabon (Portugal). Die Meldung der Gruppe Ende Gelände auf Twitter, dass auch die Universitäten in Münster, Regensburg und Erlangen besetzt wurden, ließen sich zunächst nicht prüfen.

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