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Lehrermangel: Volle Klassenzimmer verärgern Eltern

Das Personal für Teilungsunterricht fehlt, Eltern beklagen Klassen von bis zu 38 Kindern. Bildungssenator Zöllner will heute eigene Zahlen zur Unterrichtsversorgung vorlegen.

Zwei Wochen nach Beginn des neuen Schuljahres ist die Personalversorgung an den Schulen höchst unterschiedlich: Während einige Schulen Entwarnung in Sachen „Lehrermangel“ geben, warten andere weiterhin auf zugesagte Kräfte. Als Problem benennen Eltern extrem große Klassen von bis zu 38 Kindern. Jetzt warten sie händeringend auf Lehrer für den Teilungsunterricht.

Besonders gravierend sind die Überschreitungen der empfohlenen Klassenfrequenzen von 32 Schülern am Lankwitzer Beethoven-Gymnasium. Am schlimmsten traf es hier die Klasse mit dem Englischprofil, wo die besagten 38 Kinder sitzen. „Es waren uns einige Anmeldungen durchgerutscht, die nicht hätten berücksichtigt werden dürfen“, begründet Bildungsstadträtin Anke Otto (Grüne) das Dilemma. Um die Lage zu entspannen, sollten zusätzliche Lehrer für Teilungsunterricht eingestellt werden. „Aber jetzt heißt es, dass die zugesagten Lehrer nicht von ihren bisherigen Schulen frei gegeben werden“, ärgert sich Elternvertreter Torsten Pinkert. Das aber wollen die Eltern nicht mehr mit ansehen und fordern schnelle Lösungen.

Große Klassen gibt es auch an anderen Gymnasien. In Charlottenburg etwa hat es das Heinz-Berggruen-Gymnasium am härtesten getroffen: Hier sind im Schnitt 34 Kinder in den siebten Klassen. Bildungsstadtrat Reinhard Naumann (SPD) verweist auf Gerichtsentscheidungen, die den Bezirken kaum Spielraum ließen.

Andernorts geht es entspannter zu. „Wir haben ab heute wieder weitgehend regulären Unterricht“, sagt etwa Dagmar Porzelt, Schulleiterin des Lichterfelder Goethe-Gymnasiums. Vier bis fünf Lehrer hätten zu Schulbeginn gefehlt. Um den Mangel zu kompensieren, musste die Goethe-Schule im ersten Semester der Oberstufe acht Kurse zusammenlegen. Wie berichtet, hielten die Lehrer „Vorlesungen“ vor 40 bis 50 Schülern, etwa in den Fächern Mathe, Deutsch, Physik und Geschichte. Jetzt konnte Porzelt zwei neue Pädagogen einstellen, die heute ihre Arbeit aufnehmen. Für die restlichen Stunden griff sie auf Vertretungsmittel zurück. Auch am Willi-Graf-Gymnasium in Lichterfelde heißt es: „Wir sind mittlerweile voll besetzt“.

Anders am Hildegard-Wegscheider- Gymnasium in Grunewald. Zwar kann Schulleiter Peter Lischka verkünden, dass „wir stellenmäßig so weit sind, dass wir den Unterricht abdecken könnten“. Aber es fehlten Bewerber. Vor allem bei den Sprachen sei der Markt leergefegt. Deshalb falle immer noch Unterricht aus.

Vor einem ähnlichen Problem steht Ulrich Janotta, vom Werner-von-Siemens- Gymnasiums in Nikolassee. Die Schule hat drei Stellen bewilligt bekommen, eine davon erst gestern. „Das reicht gerade, um den Unterricht abzudecken“, sagt Janotta, „aber das Problem ist die Bewerberlage.“ So würde er gerne eine offene Stelle im Fach Kunst besetzen, aber von 15 angeschriebenen Bewerbern wollte keiner. Die GEW geht daher weiterhin davon aus, dass berlinweit noch immer um die 300 Pädagogen fehlen. Inzwischen sind etliche eingestellt worden, „aber vor allem dort, wo Krach geschlagen wurde.“

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) will jetzt mit eigenen Zahlen kontern: Heute stellt er das Ergebnis einer „Schnellabfrage über die Unterrichtsversorgung“ vor. Die CDU berichtet unterdessen, dass „in drei Jahren mehr Lehrer eingestellt werden müssen, als an den Berliner Universitäten ausgebildet werden“. Dies habe eine parlamentarische Anfrage ergeben. Deshalb will sie die Frage nach einer Rückkehr zur Verbeamtung der Lehrer erneut in die Debatte werfen. A.-Sophie Lang/S. Vieth-Entus

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