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Schule: Schüler spüren den Spirit der Spiele

Paralympics Zeitung geht wieder an den Start: Acht Schülerreporter aus ganz Deutschland fliegen mit dem Tagesspiegel nach Kanada Dort erstellen sie mit neun Altersgenossen in Vancouver ein dreisprachiges Sportmagazin – und müssen auch selbst vor die Kamera

„In dem Sweatshirt fühle ich mich so wohl, das würde ich in den nächsten zwei Wochen am liebsten gar nicht mehr ausziehen“, sagt Franziska Ehlert, 18, aus Hennigsdorf. „Paralympics Zeitung“ steht da in großen Lettern auf dem roten Shirt, so rot wie das Ahornblatt auf der kanadischen Flagge. Am heutigen Dienstag werden sich auf dem Flughafen in Amsterdam acht Jugendliche aus ganz Deutschland auf den ersten Blick am Sweatshirt und der schwarzen Sportwinterjacke mit dem Logo erkennen. Um 17.30 Uhr heben sie alle gemeinsam nach Vancouver ab. Urlaub wird das allerdings nicht – sondern eine aufwendige Dienstreise. Zusammen mit ihren kanadischen Gastschülern und dem Tagesspiegel stemmen die Jungjournalisten während der Paralympischen Spiele vom 12. bis zum 21. März in Kanada die dreisprachige Paralympics Zeitung 2010.

Fünf Ausgaben mit jeweils mindestens 16 Seiten innerhalb von elf Tagen – das ist volles Programm. Die erste gemeinsame Redaktionssitzung findet nach dem Kofferauspacken am Donnerstag in der Kitsilano Secondary School in Vancouver statt. Dort arbeiten alle an den Artikeln, und von dort mailen die Schüler ihre Texte auf Englisch, Deutsch und Französisch an das Produktionsteam im Berliner Tagesspiegel. Das wiederum wird während der Paralympics wegen des Zeitunterschieds Nachtschichten bis in den frühen Morgen einlegen. Einen ersten Eindruck vom Spirit der Spiele und von der Empathie der Jungjournalisten bekommen die Leser von Tagesspiegel, Zeit und Handelsblatt am 11. und am 18. März – da liegt die Paralympics Zeitung (PZ) den Medien bei. Die Auflage umfasst jeweils fast eine Million.

Am 12. März werden die Olympischen Spiele der Menschen mit Körperbehinderung mit einer Feier offiziell eröffnet. Gut 540 Athleten aus 44 Nationen messen sich dann in Ski Alpin, Biathlon, Langlauf, Rollstuhlcurling und Sledgehockey – das ist die Eishockeyvariante im Sitzen für Rollstuhlfahrer. Seit Monaten schon trainieren aber nicht nur die Sportler, sondern auch Schüler diesseits und jenseits des Atlantiks: Sie mussten erst den Schreibwettbewerb des Tagesspiegels bestehen, haben dann die Sportler ihrer Nationalmannschaft getroffen, Bundeskanzlerin Angela Merkel interviewt und zu sportpolitischen Themen wie Gleichstellung recherchiert. Die deutschen Jugendlichen waren zu einem zweitägigen Seminar im Verlagshaus des Tagesspiegels, bei der Druckerei in Spandau und in der Sportrehabilitation des Unfallklinikums Berlin Marzahn. Da wünschten auch die Chefredaktion und der kanadische Botschafter Peter Boehm gutes Gelingen. Gregor Doepke, Pressesprecher der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), die Initiator und Förderer des Projekts ist, dankte den Schülern für ihr „bemerkenswertes Engagement“. Bei der Vorstellung des Projektes im Rathaus von Vancouver sagte Kanadas Olypiaministerin Mary McNeill: „Für unsere jungen Leute wird das Schülerzeitungsprojekt eine einzigartige Erfahrung.“

„Ich hätte nie gedacht, wie optimistisch, lebensfroh und ehrgeizig Behindertenleistungssportler sind“, sagt Leonie Arzberger aus Haag an der Amper. Die 18-Jährige steht seit Kindesbeinen auf Skiern – und hat sich für einen Selbstversuch die Augen auf der Piste verbinden lassen. Schließlich rasen doch auch blinde Athleten dank der Zurufe ihres Vorläufers mit gut 100 Stundenkilometern die Hänge hinab. Über ihre Erfahrungen schreibt die Schülerin in der ersten Ausgabe der PZ. „Jetzt, wo ich weiß, wozu die Athleten in der Lage sind, bin ich erst recht aufgeregt und gespannt auf die Wettkämpfe“, sagt auch die 16-jährige Priscilla Korompis. Und wo liegt die größte Herausforderung? „Das schwierigste wird sein, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen und mich nicht von der Emotionalität des Geschehens mitreißen zu lassen“, sagt die 17-jährige Zaga Gubash von der Kitsilano Secondary School.

Wie bei der PZ-Premiere 2004, bei den Sommerparalympics in Athen, bei den Winterspielen in Turin und bei den Spielen in Peking werden die Schülerzeitungsmacher auch diesmal selbst im Fokus stehen: Bislang kam stets Bundespräsident Horst Köhler zu einer Stippvisite beim Tagesspiegel vorbei. Diesmal haben sich unter anderem schon Fernsehteams von RTL/ntv und RBB angesagt. In Vancouver und Whistler sind die Schüler auch bei allen offiziellem Empfängen wie etwa dem der Bundesregierung akkreditiert. Die PZ wird unter anderem an die Europaparlamentarier und die Bundes- und Landtagsabgeordneten geschickt. Sie geht an das deutsche Konsulat in Kanada, die Wirtschaftskammern, das Goethe-Institut und das Rathaus in Vancouver. „Worauf ich mich am meisten freue, ist, mit den Schülern aus Deutschland zusammenzuarbeiten“, sagt Stephanie Gustin, 16, von der Lord Byng Secondary School.

Dazu hat sie bald Gelegenheit: Der erste Reportagetermin vor Ort steht schon Donnerstagnachmittag an. Da testen die Schüler mit Curling-Mannschaftskapitän Jens Jäger, wie rollstuhlgerecht Kanada tatsächlich ist.

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