zum Hauptinhalt
Karrieresprung. Basketballspieler Niels Giffey studierte in den USA.

© picture alliance / dpa/H. E. Walker

Sportstipendien in den USA: Was man für ein "Sports Scholarships" tun muss

Von einem Sportstipendium an US-Colleges und Universitäten träumen viele junge deutsche Talente. Was man bei einer Bewerbung beachten sollte.

Davon träumen viele junge Sportler: in den USA zu studieren, dort eine exzellente sportliche und akademische Förderung zu genießen und für ihr College bei sportlichen Wettbewerben anzutreten. Doch ein Studium in den USA ist teuer – für ein Jahr liegen die Kosten ohne Stipendium bei 20 000 bis 55 000 Euro. Wenn man es allerdings schafft, ein „Sports Scholarship“, also ein Sportstipendium zu bekommen, können diese Kosten ganz oder teilweise übernommen werden.

"Die besten vier Jahre meines Lebens"

Sarah-Christin Müller-Downs, die 2010 Abitur gemacht hat und inzwischen in Berlin als Grundschullehrerin arbeitet, hat es geschafft, sich einen solchen Traum zu erfüllen. Sie war als Feldhockeyspielerin an der Miami University und spricht von den „besten vier Jahren“ ihres Lebens. Auch Basketball-Nationalspieler Niels Giffey, der bei Alba Berlin spielt, hat mit einem Sportstipendium an der University in Connecticut studiert.

Wie kommen deutsche Schülerinnen und Schüler an ein solches Stipendium? Darüber sprachen Müller-Downs und andere Experten vor Kurzem in der US-Botschaft in Berlin, die im Rahmen der internationalen Bildungswoche zu der Veranstaltung „Sportstipendien in den USA“ eingeladen hatte.

Berlinerin schwärmt von professionellen Bedingungen in den USA

Die Berlinerin Sarah-Christin Müller-Downs schwärmt besonders von den professionellen Bedingungen an den US-Universitäten. Kältebäder, Whirlpool und ausreichend Physiotherapeuten – von solchen Bedingungen können Sportstudenten in Deutschland normalerweise nur träumen. Die luxuriös anmutenden Regenerationsmaßnahmen sind allerdings auch nötig: Pro Woche stehen 15 bis 20 Stunden Training sowie Wettkämpfe auf dem Programm. „Einen Tag in der Woche haben die Athleten frei“, sagt Müller-Downs.

Was man unternehmen muss, um ein Sportstipendium zu bekommen, und wie der Hochschulsport in den USA organisiert ist, erklärt Elizabeth Thompson von der National Collegiate Athletic Association (NCAA). Die NCAA ist ein Verband, über den viele Colleges und Universitäten in den USA ihre Sportprogramme organisieren. Die Universitäten sind in drei verschiedene Divisionen eingeteilt. Die 351 Universitäten und Colleges in Division 1 sind die größten, zählen die meisten Studenten und besitzen zudem das größte Budget. Daher sind diese meist das erklärte Ziel der Athleten. Neben Sportarten wie Fußball und Tennis gibt es auch für Schwimmer oder Boxer die Möglichkeit eines Sportstipendiums.

Mehrere Tests sind notwendig

Zunächst einmal braucht man für ein Stipendium die Hochschulreife. Der nächste Schritt besteht darin, eine Universität zu finden, die mit den eigenen sportlichen und akademischen Zielen übereinstimmt. Auch die Stadt und das Umfeld müssen den persönlichen Vorstellungen entsprechen. Für internationale Bewerber ist ein englischer Sprachtest (TOEFL oder IELTS) erforderlich. Darüber hinaus müssen der Universität alle Zeugnisse ab der neunten Klasse in deutscher und englischer Sprache vorliegen.

Meistens ist auch der sogenannte SAT-Test notwendig. Bei diesem Test wird man in Englisch und Mathematik getestet. Zusammen mit den Noten des Hochschulabschlusses bestimmt das Ergebnis über die akademische Qualifizierung für eine Universität. Über Verbände wie NCAA kann man erfahren, mit welchen Ergebnissen man Chancen hat. Es gibt auch Ausschlusskriterien: Man darf zum Beispiel kein Profisportler sein. Weitere Bedingungen kann man auf der Internetseite des Verbands nachlesen (siehe Hinweis).

Agenturen können helfen

Neben den schulischen Voraussetzungen kommt es vor allem auf die sportliche Qualifikation an. Über Agenturen oder auch persönlich können Verbindungen zu den Trainern der Universität in den USA hergestellt werden. Agenturen seien meist zu empfehlen, raten Experten, weil diese schon Verbindungen zu den Trainern aufgebaut haben.

Letztendlich entscheiden die Trainer allein, wer ein Stipendium bekommt und in welcher Höhe es vergeben wird. Sie haben nur ein gewisses Budget zur Verfügung und müssen dieses auf ihr Team verteilen. Daher werden meist Teilstipendien mit beispielsweise 60-prozentiger Kostenübernahme vergeben. Lediglich die drei oder vier besten Spieler einer Mannschaft bekommen ein zu 100 Prozent finanziertes Stipendium.

Und wie überzeugt man den Trainer nun, ein möglichst hoch dotiertes Stipendium zu vergeben? Dafür verschicken die Bewerber oder die Agenturen Highlight-Videos vom Athleten und erläutern in einem Schreiben an den Trainer das persönliche Leistungsniveau, die bereits erreichten Erfolge sowie künftige Ziele. Auch die Schullaufbahn spielt bei der Vergabe eine Rolle – und muss somit ebenfalls erwähnt werden. Man sollte sich in jedem Fall an möglichst vielen Colleges oder Universitäten bewerben, um am Ende die beste Wahl treffen zu können.

Enge Betreuung durch die Professoren

Jedoch darf bei dem vielen Sport das Hauptziel nicht vernachlässigt werden, nämlich das Studium. „Dank der kleinen Klassen und der Sprechstunden können die Athleten stets eine persönliche und gute Beziehung zum Professor pflegen“, sagt Müller-Downs. Dieser bietet normalerweise auch Unterstützung bei Hausarbeiten oder anderen Problemen der Studenten an. Eine ähnlich enge Beziehung zu den Hochschullehrern an Universitäten in Deutschland ist eher selten, wird für ein erfolgreiches Studium in den USA aber als notwendig angesehen.

Zum Abschluss der Veranstaltung in der US-Botschaft betont die ehemalige Feldhockeytorhüterin Müller-Downs, dass es besonders wichtig ist, sich rechtzeitig auf ein Studium in den USA vorzubereiten. Am besten informieren sich die Athleten schon lange vor dem Schulabschluss über ein mögliches Stipendium, denn es gibt einen zeitlich begrenzten Zugang zur Teilnahme. Eine Spielberechtigung wird nur bis zum Alter von 24 Jahren erteilt. Nach dem Schulabschluss schmälert jedes weitere Jahr die Chancen auf ein mögliches Stipendium und dessen Dauer.

„Für begabte und engagierte Athleten kann ein Sportstudium in den USA entscheidend sein, um ihre Träume zu realisieren“, sagt US-Botschafter Richard Grenell.

Auf der Webseite ncaa.org gibt es Informationen über Sportstipendien an US-Universitäten.

Paul Wegener

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false