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Tag der Naturwissenschaften: Der gläserne Mensch per Powerpoint

18 Ärzte und Forscher zu Gast an der Robert-Havemann-Schule

Zwei Schüler der Robert-Havemann-Gesamtschule treffen sich im Korridor: „Und, was hast du jetzt?“, fragt der eine. „Magengeschwüre“, antwortet der andere. Es ist kein Schülerwitz. Bereits zum fünften Mal veranstaltete die Robert-Havemann-Gesamtschule in Karow vergangene Woche einen „Tag der Naturwissenschaften“. Und Vorträge über Magengeschwüre und Blinddarmoperationen standen ebenso auf dem Stundenplan wie physikalische Experimente und Debatten über pränatale genetische Diagnostik. Insgesamt referierten 18 Ärzte und Wissenschaftler aus Berlin über ihre jeweiligen Fachgebiete.

Einer von ihnen ist Hans-Martin Vieth, Physik-Professor an der FU. Er steht in einem abgedunkelten Physikraum im zweiten Stock, hinter ihm eine farbige Powerpoint-Präsentation, vor ihm auf dem steinernen Pult Kabel und Magneten. Das Thema seines Vortrags lautet „Der Traum vom gläsernen Menschen – Physik in der Medizin“. Vieth erklärt, wie Tumorzellen im Körper durch Kontrastmittel und mithilfe einer Kamera sichtbar gemacht werden: „Man füttert den Patienten mit radioaktiven Stoffen.“ Zum Beispiel mit einem Stück Zucker, das Fluor enthält. Durch einen erhöhten Stoffwechsel in den erkrankten Zellen wird der chemikalische Stoff dort sichtbar, der Krebs kann lokalisiert werden. Eifrig schreiben seine Zuhörer mit und nicken zaghaft, wenn er nachfragt: „Sie wissen doch was Isotope sind, oder?“

Auch wenn die Beiträge der Wissenschaftler schülergerecht aufgearbeitet sind, bleibt das Niveau am Vormittag hoch. Lehrerin Helga Fenz, Fachbereichsleiterin für Naturwissenschaften und Organisatorin des Tages, achtet darauf, dass die Themen in den Lehrplan der künftigen Abiturienten passen. Der Tag soll Schülern auch Einblicke in Berufsfelder geben.

Teresa Kupfer, 17, weiß schon jetzt genau, dass sie nach dem Abitur Hebamme werden möchte. Gemeinsam mit Ulrich Scheller vom Gläsernen Labor in Berlin-Buch und ihren Mitschülern diskutiert sie über ethische Fragen zum Thema Abtreibung. Soll ein Paar ein ungeborenes Kind auf Erbkrankheiten untersuchen lassen oder nicht? Ein Schüler argumentiert für eine Abtreibung, falls Diabetes diagnostiziert wird, andere sind dagegen: „Damit kann man doch gut leben.“

Auch Bettina Heischkel,19, Schülerin am benachbarten Carl-Friedrich-Gauß- Gymnasium, besucht den Vortrag ganz gezielt: „Ich möchte beruflich später etwas mit Kindern machen und habe vorher nicht so viel über Krankheiten und Diagnosemöglichkeiten gewusst.“

Auf dem Korridor bequatschen Florian Rademacher und Felix Simon, beide 18, die letzten Neuigkeiten. Im Vortrag zum Thema „Schlüssellochchirurgie“ sei eine Schülerin ganz blass geworden und habe sich auf den Tisch legen müssen, erzählen sie. Der Grund: Filmaufnahmen von einer endoskopischen Blinddarm-OP. Felix Simon sieht die Sache pragmatisch: „Die technischen Möglichkeiten in der Medizin sind einfach beeindruckend.“ Schnell muss er weiter, der nächste Vortrag beginnt bald. Das Thema: Unfallchirurgie.

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