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Schulinspektionsbericht: Berlins Schulen – Mängel überall

Berliner Schulen haben erhebliche pädagogische und bauliche Mängel. Das geht aus den jüngsten Schulinspektionsberichten hervor. Ausgerechnet beim wichtigsten Qualitätsmerkmal bekamen die meisten Schulen die schlechteste Bewertung.

Die Berliner Schulpolitik hat ihre Reformziele bisher deutlich verfehlt. Das geht nach Tagesspiegel-Recherchen aus den jüngsten Schulinspektionsberichten hervor. Den Berichten zufolge haben die Prüfer erhebliche pädagogische und bauliche Mängel festgestellt. So bekamen ausgerechnet beim wichtigsten Qualitätsmerkmal, dem „individualisierten Lernen“, die meisten der bisher geprüften Schulen die schlechteste Bewertung. Keine der Schulen erreichte hier eine Bestbewertung. Zugleich weisen die Berichte nach, dass an einem Großteil der Schulen Baustellen den Schulalltag erheblich behindern.

Bis Mitte der Woche waren von den bisher rund 130 besuchten Schulen 68 Inspektionsberichte veröffentlicht worden. Die Veröffentlichungspflicht hatte der ehemalige Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) veranlasst. Die erste Inspektionsrunde wurde bis 2011 abgeschlossen, die zweite hat Anfang des Jahres begonnen und ist noch aussagekräftiger, weil jetzt Entwicklungen geprüft werden konnten.

Bilder: Jahrgangsübergreifendes Lernen

Das Bewertungsmerkmal „individualisiertes Lernen“ ist eine wichtige Konsequenz, die Bildungsexperten aus den schlechten Pisa-Ergebnissen gezogen haben. Schüler sollen gezielter nach ihrem individuellen Lerntempo unterrichtet werden, individualisierte Lernformen, die selbstständiges Denken und Handeln fördern, sollen im Mittelpunkt stehen. So steht es auch in den Lehrplänen. Dahinter steckt der Gedanke, kein Kind zurückzulassen. Die Inspektionsberichte legen aber den Schluss nahe, dass noch immer Frontalunterricht und reine Wissensabfrage im Vordergrund stehen. Dagegen würden, wie es heißt, „Erkenntnisse aktueller Lernforschung“ noch nicht ausreichend umgesetzt.

Die Inspektoren registrierten auch eine Vielzahl von Baustellen an den Schulen. Die Liste reicht von kleineren baulichen Mängeln bis hin zu folgenschweren Fehlplanungen. So kann ein Gymnasium in Kreuzberg einen renovierten Gebäudekomplex nicht nutzen, weil ein Fluchtweg fehlt. Schuldirektoren beklagen in den Berichten, dass sie aufgrund solcher Behinderungen und auch wegen großer sozialer Probleme nicht dazu kämen, sich auf einen modernen Unterricht zu konzentrieren. Sie kritisieren, ihre Situation werde oft missachtet.

In den vergangenen Jahren mussten Berlins Schulen zahlreiche Reformen umsetzen, etwa das Jahrgangsübergreifende Lernen (JüL) oder die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen. Zusätzlich müssen sich Schulen zu Ganztagsschulen entwickeln, beklagen aber eine mangelnde personelle und materielle Ausstattung.

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