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Berlin: Schulsenator sucht 165 neue Lehrer

Kritik am späten Einstellungstermin

Zum zweiten Schulhalbjahr wird Berlin 165 neue Lehrer einstellen. Das teilte die Bildungsverwaltung am Freitag mit. Etwa zwei Drittel dieser Pädagogen ersetzen Lehrkräfte, die jetzt mit der Altersteilzeit beginnen und deshalb nur noch die halbe Stundenzahl absolvieren. Die übrigen 52 Neueinstellungen sind notwendig, um ausscheidende Lehrkräfte zu ersetzen.

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) sagte, er hoffe die Stellen „schnell und mit guten Bewerbern besetzen zu können“. Um junge Lehrer in Berlin zu halten, zahlt das Land ihnen ab sofort 200 Euro netto mehr als noch zu Beginn des Schuljahres (wir berichteten). Hintergrund ist, dass Lehrer in den meisten anderen Bundesländern verbeamtet werden und dadurch rund 500 Euro netto mehr verdienen. Berlin habe die „Einkommenslücke“ gegenüber den Ländern mit Verbeamtungen jetzt immerhin verkleinert, betonte Zöllner.

Die Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Rose-Marie Seggelke, bezweifelte, dass die Einstellung der 165 Lehrer reicht. „Wir gehen davon aus, dass über 300 nötig wären“, sagte sie auf Anfrage. Angesichts von rund 80 Pensionierungen pro Monat seien 165 Neueinstellungen „lächerlich“.

Der Sprecher der Bildungsverwaltung, Jens Stiller, wies diese Darstellung zurück. Unter den monatlich rund 80 pensionierten Lehrern befänden sich etliche, die bereits länger krank oder in Altersteilzeit und deshalb längst durch neue Kräfte ersetzt worden seien.

Kritik gab es auch daran, dass die Einstellungen so spät erfolgen. „Die guten Leute sind längst weg“, sagte Seggelke. Viele Schulen hätten mit ansehen müssen, dass gute Referendare nach dem 2. Staatsexamen gegangen seien, weil sie aus Berlin nicht rechtzeitig Vertragsangebote bekommen hätten, bedauerte auch Wolfgang Harnischfeger vom Lankwitzer Beethoven-Gymnasium. In manchen Fächern werde man jetzt auf Bewerber zurückgreifen müssen, „die vier oder fünf Jahre Taxi gefahren sind“, befürchtet der Direktor.

FDP-Bildungspolitikerin Mieke Senftleben bedauerte ebenfalls den späten Einstellungstermin, würdigte aber, dass Zöllner überhaupt zum Schulhalbjahr neu einstelle. Dies sei eine alte Forderung der FDP gewesen, die die Regierungskoalition früher abgelehnt habe. sve

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