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Berlin: Schwerin schlägt Mailand

Bei der Europameisterschaft im Theaterfußball traten 28 Mannschaften am Ostpreußendamm an

Laien und Experten sind sich einig: Fußball ist ein Spiel, das in der Regel 90 Minuten dauert und bei dem Spieler aus dem italienischen Mailand, insbesondere aus den Trainingslagern der Erstligisten AC und Inter Mailand, im europaweiten Vergleich äußerst erfolgreich sind. Zuletzt wurde dies bei der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft bewiesen.

Doch diese als gesichert geltenden Erkenntnisse haben sich offenbar nicht bis in den Berliner Stadtteil Lichterfelde rumgesprochen: Im abgelegenen Stadion am Ostpreußendamm dauerten gestern nicht nur die Fußballspiele lediglich zwölf kurze Minuten, sondern auch die Fußballer aus Mailand mussten eine herbe Niederlage einstecken. Die durchtrainierten Italiener verloren gegen die – manch einer konnte es kaum glauben – kickende Konkurrenz aus dem mecklenburgischen Schwerin. Bei der 38. Fußball-Europameisterschaft der Theater musste sich die Mannschaft des Mailänder Opernhauses Scala mit 0:2 gegen das Team der Schweriner Staatsoper geschlagen geben.

Bei strahlendem Sonnenschein traten am Samstag 28 Mannschaften aus ganz Europa im Kampf um den Wanderpokal der Theaterfußballer gegeneinander an. Neben der Betriebsmannschaft der Mailänder Scala kamen unter anderem die Teams des Royal Danish Theatre aus Kopenhagen und des slowenischen Nationaltheaters. Die Meisterschaft der europäischen Schauspiel- und Opernhäuser fand zum ersten Mal in Berlin statt. Titel- und Pokalverteidiger waren die Hobbyfußballer des Nationaltheaters aus dem kroatischen Zagreb – sie gewannen schließlich auch dieses Mal wieder. Ihnen attestierten die Zuschauer gestern eine körperbetonte und einsatzfreudige Spielweise. „Hätte ich nicht gedacht, dass die Herren Schauspieler so rangehen“, sagte Thomas Wegener anerkennend. Der Frührentner ist regelmäßig auf dem Sportplatz am Ostpreußendamm, auf dem gewöhnlich der Lichterfelder FC Berlin 1892 trainiert.

Stolzer Gastgeber der gestrigen Europameisterschaft war jedoch der 1. FC TdW 05. Unkundigen auf dem Gebiet des Theaterfußballs sei mitgeteilt, dass es sich bei diesem Verein um die Mannschaft des Theaters des Westens an der Kantstraße handelt. Das Charlottenburger Team konnte das mit Spannung erwartete Spiel gegen die Dresdener Semperoper spektakulär mit 2:0 durch Elfmeterschießen gewinnen. Am Ende reichte es für Platz acht. Aus Berlin waren außerdem die Kollegen der Staatsoper Unter den Linden mit von der Partie.

Dass die Berliner Volksbühne nicht dabei war, habe übrigens Christoph Schlingensief zu verantworten. Der Theaterregisseur habe wegen der anstehenden Spielzeiteröffnung zusätzliche Proben für die Mitarbeiter der Volksbühne angeordnet – Zeit für ein Jux-Fußballturnier hatten die Herren nicht.

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