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An dem heißesten Tag des Jahres zieht es viele Berliner an den See. Doch sind die Gewässer ungefährlich?

© dpa

Seen in Berlin: Algen wachsen für Qualitätskontrolleure zu schnell

Berlins Gewässer sind wärmer denn je. Die Hitze lässt die Algen wachsen – doch Qualitätskontrolle braucht Zeit.

Dieser Mittwoch dürfte in Berlin der heißeste Tag dieses Jahres werden. Bei 37 Grad im Schatten lässt es sich am besten am Wasser aushalten. Aber sind die Seen überhaupt noch zum Baden geeignet? Mit fast 30 Grad dürften viele Gewässer so warm sein wie nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Vor den Ferien hatte Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) gemeinsam mit Wasserbetrieben, Technologiestiftung Berlin sowie dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) ein Online-Portal präsentiert, das über die Wasserqualität an den 39 offiziellen Badestellen der Stadt informiert. Unter badegewaesser- berlin.de findet sich tatsächlich ein guter Überblick. Doch blieb das Manko, dass nur alle 14 Tage Wasserproben entnommen werden.

Die Auswertung im Labor dauert

Da auch die Auswertung im Labor Zeit braucht, sind viele Daten gut zwei Wochen alt. So steht die Badestelle Schmöckwitz an der Dahme mit Stand 23. Juli weiter wie alle anderen als „sehr gut“ in der Liste, obwohl eine Lageso- Sprecherin bereits in der vergangenen Woche von bedenklichen Blaualgen dort berichtet hatte. Online findet sich dieser Hinweis nicht – obwohl es in diesen Tagen angesichts des Andrangs erst recht auf verlässliche Infos ankäme. Vom Lageso war am Dienstag krankheits- und urlaubsbedingt keine Auskunft zu erhalten.

Ersatzweise muss deshalb der Rat von Uwe Krink herhalten: Der Sprecher des Brandenburger Verbraucherschutzministeriums sagt, dass das Algenproblem – genau genommen handelt es sich bei Blaualgen um Cyanobakterien – für jedermann erkennbar sei. Man kann sich also durchaus an der Faustregel orientieren, dass passabel aussehendes Wasser auch zum Baden geeignet ist und umgekehrt.

Baden weiterhin überall erlaubt

Mit dem Online-Portal badestellen.brandenburg.de existiert zwar auch fürs Umland ein Überblick, aber die Wasserqualität wird dort sogar nur alle vier Wochen kontrolliert. Laut aktueller Liste sind 272 von 273 geprüften Badestellen unproblematisch – Stand 2. Juli. Tatsächlich gebe es inzwischen neuere Daten, sagt Ministeriumssprecher Krink. Das Baden sei weiter überall erlaubt, aber man habe von den Gesundheitsämtern neun Hinweise auf Blaualgen, fünf auf Algen im Allgemeinen und sieben auf Sichttiefen von weniger als einem halben Meter erhalten. Derart trübes Wasser kann zur Gefahr werden, wenn jemand untergeht.

Diverse Bakterien potentiell gesundheitsschädlich

Im Labor werden die Proben auf Colibakterien und Enterokokken untersucht. Erstere gelten nach Auskunft der Wasserbetriebe als Indikator für diverse potenziell gesundheitsschädliche Bakterien. Letztere können Harnwegs- und Wundinfektionen auslösen und sind vor allem für Schwangere gefährlich.

Mehr als die Hitze dürften den Gewässern die angekündigten Gewitter zusetzen: Wenn Dreck von Straßen und Kanalisation ins Wasser läuft, ist nicht nur ein Fischsterben zu befürchten, sondern auch ein Badeverbot an der Unterhavel, die stromabwärts der Berliner City liegt.

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