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Landesregierung: Senat verspricht mehr Erzieher für Berlin

Berlin plant, die Zahl seiner Erzieher zu erhöhen. Dies soll zum einen durch mehr Ausbildung geschehen. Der Beruf könne aber auch für qualifizierte Quereinsteiger mit pädagogischer Ausbildung oder Umschulung geöffnet werden, erklärte Jens Stiller, Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung.

Berlin plant, die Zahl seiner Erzieher zu erhöhen. Dies soll zum einen durch mehr Ausbildung geschehen. Der Beruf könne aber auch für qualifizierte Quereinsteiger mit pädagogischer Ausbildung oder Umschulung geöffnet werden, so Jens Stiller, Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung, gestern.

In einem offenen Brief hatte die Stadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg Monika Herrmann (Grüne) an Bildungssenator Jürgen Zöllner den eklatanten Mangel von Kitaplätzen in Friedrichshain beklagt. Rund 150 Kitaplätze, so Herrmann, fehlten im Bezirk. Sowohl öffentliche als auch private Träger berichten, dass sie wegen unbesetzter Stellen Eltern abweisen müssen – trotz des Rechtsanspruchs auf Betreuung.

In nur drei Jahren, so Herrmann, seien die Belegungszahlen um 44 Prozent gestiegen. 2006 gab es 3065 belegte Plätze, für Juni dieses Jahres rechnet der Bezirk schon mit 4400 Kitakindern. In den letzten beiden Jahren habe der Bezirk 500 neue Plätze geschaffen – „aber jetzt stehen wir mit dem Rücken zur Wand“, so Herrmann.

Grundsätzlich sei die Bedarfsplanung für Berlins Kitas Angelegenheit der Bezirke, sagte Sprecher Jens Stiller. „Aber wir haben unsere Möglichkeiten ausgereizt“, so Herrmann. Nach Berechungen des Bezirks, schreibt sie in dem Brief, werden bis ins Jahr 2015 650 weitere Kitaplätze mit entsprechend mehr Erziehern benötigt. Die Prognosen der Senatsverwaltung zur Entwicklung der Kinderzahlen im Bezirk seien zu niedrig. „Die Verwaltung hat die Ist-Zahlen des Bezirks ignoriert“, so Herrmann. Obwohl der Bezirk immer wieder auf die Situation hingewiesen habe, habe die Verwaltung bislang auch nicht auf fehlende Räume reagiert.

Friedrichshain selbst habe als Innenstadtbezirk kaum Platz, neue Kitas zu bauen, so Herrmann. Zwei Kindertagesstätten, die früher geschlossen und dem Liegenschaftsfond übertragen worden waren, seien zwar wieder zurückgeholt und wiedereröffnet worden. Das reiche jedoch nicht aus. Zwei weitere Grundstücke würden nicht frei gegeben, so dass nicht neu gebaut werden könne.

„Die Eltern müssen sich bereits auf Wartelisten in Kitas eintragen, bevor die Babys überhaupt geboren sind“, beschreibt Burkhard Entrup, Vorsitzender des Landeselternausschusses, die Situation. Noch vor zwei Monaten hatte ein Sprecher der Senatsbildungsverwaltung gesagt, es gebe keinen allgemeinen Erziehermangel, und auf mehr als 1000 arbeitlos gemeldete Erzieher verwiesen. „Wir haben mit den Jobcentern gesprochen. Die Mehrzahl dieser Erzieher ist nicht vermittelbar“, so Stadträtin Monika Herrmann.

In Berlin arbeiten derzeit 14 400 Erzieher, die überwiegende Mehrheit davon bei einem freien Träger. Bei den gut ausgebildeten Erziehern sei es mittlerweile wie bei den Lehrern, so Herrmann – aufgrund der schlechten Bezahlung in Berlin wanderten viele in andere Bundesländer ab.

Es sei momentan sehr schwierig, gut ausgebildetet Erzieher zu finden, bestätigt Susanne Kabitz, Geschäftsleiterin des Kita-Eigenbetriebs Kindergärten City, der für Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg zuständig ist: „Wir könnten sowohl in Friedrichshain-Kreuzberg als auch in Mitte mehr Kinder betreuen, wenn wir räumlich und personell besser ausgestattet wären.“ Sie empfiehlt Eltern, sich mindestens ein halbes Jahr vor Bedarf um einen Kitaplatz zu kümmern: „Je früher, desto besser.“

Das Problem ist auch in anderen Bezirken vorhanden: berlinweit sei der Platzmangel insbesondere in den östlichen Innenstadtbezirken zu spüren, so Martin Hoyer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, in dem viele freie Kitaträger organisiert sind. „In Friedrichshain, Pankow und Lichtenberg haben wir große Probleme. Zum Teil wird es auch in Treptow schon eng“, beschreibt er die Situation. Die Eltern stünden verzweifelt vor der Tür und wanderten von Kita zu Kita. Zwar gebe es Ausweichmöglichkeiten etwa nach Schöneberg, Wilmersdorf, Spandau oder Reinickendorf. Für viele Eltern komme das aber aufgrund der langen Wege nicht in Frage. Das Problem müsse vor Ort gelöst werden.

Schon an den Eingangstüren der Kitas hingen Schilder, auf denen „Bis auf weiteres keine Elterngespräche“ stehe, schildert Matthias Lehmphul, Vater eines 17 Monate alten Sohnes aus Friedrichshain, die Situation. Seine Frau und er hätten mehr als ein halbes Jahr nach einem Platz gesucht. Nun sei die Familie auf einen Kitaplatz in Kreuzberg ausgewichen. Ideal sei auch der nicht, weil die dortige Kita nur bis 15 Uhr geöffnet habe. Das größte Problem sei allerdings, dass Kreuzberg einfach zu weit weg sei und die täglichen Fahrten zu viel Organisation bedeuteten. Deshalb sucht die Familie nun nach einer neuen Wohnung – und zwar in der Nähe des Kitaplatzes.

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