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Gesplittertes Holz, defekte Seile und fehlende Absturzsicherungen: Berliner Spielplätze schnitten bei einer Untersuchung der Dekro noch schlechter ab als im Vorjahr.

© Kitty Kleist-Heinrich

Sicherheit für Kinder: Berliner Spielplätze sind mangelhaft

Die Dekra stellte bei ihrer Untersuchung schwere Mängel fest: Gesplittertes Holz, defekte Seile und fehlende Absturzsicherungen gefährden die Sicherheit der Kinder. Damit seien die Ergebnisse noch schlechter als im Vorjahr.

Die Freiluftsaison ist eröffnet – und damit strömen auch wieder mehr Kinder auf die öffentlichen Spielplätze. Aber nicht in jedem Fall können sie dort wirklich unbeschwert spielen. Denn auf vielen Anlagen drohen Gefahren. Zu diesem Ergebnis kommt die Prüforganisation Dekra, die stichprobenartig zehn Spielplätze in verschiedenen Bezirken untersucht hat. Und ihr Fazit klingt nicht gut: Kein einziger Standort war mängelfrei. Insgesamt untersuchten die Dekra-Ingenieure 62 Geräte. Sie stellten dabei 73 Mängel fest, 68 davon bewerteten sie als schwer. Die Liste der Beanstandungen ist lang. Unter anderem kritisierten die Sicherheitsexperten gesplittertes Holz an den Gerüsten, an dem sich die Kinder verletzten können. Metallstäbe stehen hervor, manches Spielgerät ist von Pilzen befallen. Seile sind defekt, Bodenhalterungen locker. An Schaukelketten können sich Kinder leicht die Finger quetschen. „Schlecht gewartete Spielplatzgeräte stellen eine ernsthafte Gefahr für die Kinder dar“, sagte Dekra-Sicherheitsexperte Frank Hoffmann zu den Befunden.

Für den Berliner Kinderschutzbund ist dieses Fazit nicht hinnehmbar. „Gerade Stadtkinder brauchen eine Menge Bewegung“, sagt Sprecherin Alex Jakob. Deswegen müsse es eine ausreichende Zahl an „sicheren Spielplätzen“ geben. Wenn es immer weniger Möglichkeiten gebe, dürfe man sich auch nicht wundern, wenn immer mehr Kinder motorische Schwierigkeiten haben. Wichtig sei auch, dass Kinder spielen können, ohne dass sie beispielsweise im Sand auf Spritzbesteck von Drogensüchtigen stoßen oder das Gelände durch Hundekot verschmutzt ist.

Aber nicht nur die Sicherheit auf etlichen Anlagen lässt zu wünschen übrig; auch die Fläche für die öffentlichen Spielplätze wird kleiner. Im Vergleich zu Hamburg etwa ist die Versorgung mit Spielplätzen bedeutend schlechter. In Berlin gibt es nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung knapp 1750 öffentliche Spielplätze. Um über 186 000 Quadratmeter hat die Fläche für Spielplätze in den vergangenen vier Jahren abgenommen. Für den Betrieb und die Sicherheit der Anlagen sind die Bezirke zuständig. Laut der Stadtentwicklungsverwaltung steht pro Einwohner rund 0,6 Quadratmeter Spielfläche zur Verfügung, angestrebt wird ein Quadratmeter.

Am schlechtesten sieht die Situation in Steglitz-Zehlendorf aus; von 2006 auf 2011 sank die Zahl der Spielplätze von 160 auf 144. In Spandau wiederum konnte die Zahl der Anlagen im selben Zeitraum gesteigert werden: von 87 auf 99. Baustadtrat Carsten-Michael Röding (CDU) bezeichnet das Thema als eine „Herzensangelegenheit“. Im Bezirk gebe es sowohl das Sponsorenprogramm „Raum für Kinderträume“, über das in den vergangenen Jahren 200 000 Euro eingeworben werden konnten, als auch ein bezirkliches Spielplatzsonderprogramm, für das bisher rund 150 000 Euro im Haushalt zur Verfügung standen. In diesem und dem kommenden Jahr sei es allerdings weniger. Außerdem gibt es sogenannte Spielplatzpaten, die auf einem Viertel der Anlagen nach dem Rechten schauen und Schäden an das Bezirksamt melden. Die Paten seien etwa Anwohner oder Mitglieder benachbarter Vereine.

Aber trotz der bezirklichen Initiativen muss auch Röding zwei Anlagen, die derzeit nicht sicher sind, vorerst absperren. Denn Wartung und auch Anschaffung neuer Geräte sind teuer. Für eine große Kletterkombination müsse man bis zu 40 000 Euro veranschlagen, sagt Röding. Um die Spandauer Spielplätze kümmert sich ein 14-köpfiges Team aus Bezirksamtsmitarbeitern, die die vorgeschriebenen wöchentlichen Sichtkontrollen übernehmen sowie die monatliche Funktionsprüfung. Einmal im Jahr wird von einer externen Prüforganisation wie Dekra oder TÜV die Hauptuntersuchung gemacht.

In Charlottenburg-Wilmersdorf werden hingegen auch die monatlichen Kontrollen von einer Fremdfirma übernommen. Kleinere Reparaturen könne diese selbst erledigen, sagt Baustadtrat Marc Schulte (SPD). Bei größeren Schäden werde ein anderes Unternehmen beauftragt.

Bereits im vergangenen Jahr überprüfte die Dekra in einer Stichprobe die Sicherheit auf Spielplätzen. In diesem Jahr seien die Berliner Ergebnisse jedoch noch viel schlechter als im Vorjahr. Damals habe es wenigstens auf zwei der ebenfalls zehn untersuchten Spielplätze keine Beanstandungen gegeben; zudem wurden pro Spielplatz längst nicht so viele einzelne Mängel festgestellt.

Wie schon 2011 will die Dekra auch diesmal nicht mitteilen, welche zehn Spielplätze betroffen sind. Bei akuten Gefährdungen seien die Betreiber umgehend informiert worden, damit sie die Mängel beseitigen können. Man habe die Anlagen aus Marktforschungsgründen untersucht. Zahlen darüber, wie viele Kinder in Berlin sich auf Spielplätzen verletzten, liegen nicht vor.

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